Axel Winkler und Hans-Werner Baurycza veröffentlichen neues Heft: Das peinlichste Kapitel der Stadtgeschichte
Bad Segeberg (ohe). In ihrem siebten Heft aus der Reihe Der Nationalsozialismus in Bad Segeberg beschäftigen sich Axel Winkler und Hans-Werner Baurycza mit dem Jahr 1938. „Das ist das entscheidende Jahr der Nazi-Diktatur“, meint Axel Winkler. Deshalb holen die Autoren etwas weiter aus, bevor sie auf die Ereignisse in Bad Segeberg eingehen. „Der 9. November 1938 ist das peinlichste Kapitel in Bad Segebergs Stadtgeschichte“, sagt Axel Winkler.
„Schikane statt Gesetze“ lautete die Parole vom Reichspropagandaminister. Drei Aufträge gegen Juden verkündete er: Synagogen sollen brennen, jüdische Geschäfte sollten geplündert und zerstört werden und Juden sollten in großer Zahl verhaftet werden. Die Bad Segeberger setzten alle Aufträge in der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 um.
„Vermutlich hat ein Feuerwehrmann davor gewarnt, die Synagoge abzubrennen“, meint Axel Winkler. In der Lübecker Straße war die Bebauung so eng, dass das Feuer auf benachbarte Häuser übergegriffen hätte. Daher zündeten die Nationalsozialisten nur das Toilettenhäuschen der Synagoge an und beschlagnahmten das Gebäude, um es als Lagerraum für die SA und die NS-Volkswohlfahrt zu nutzen.
Gleich nebenan war mit dem Warenhaus der Familie Baruch das letzte jüdische Geschäft in Bad Segeberg. Schon im Oktober 1938 hatte die Oberfinanzdirektion Nordmark Kiel die Enteignung des Geschäftes angekündigt. Am frühen Morgen des 10. Novembers wurden Scheiben beschmiert, Waren geplündert und Fenster der über dem Laden befindlichen Wohnung eingeworfen.
„In Bad Segeberg lebten zu diesem Zeitpunkt nur noch zwei jüdische Männer, der schon über 70 Jahre alte Louis Goldstein und Jean Labowsky“, erklärt Axel Winkler. Labowsky, der am 9. November 1938 seinen 47 Geburtstag feierte, wurde gefangen genommen und der Gestapo übergeben.