Heimatforscher beschäftigen sich mit Bürgermeistern in der Nazi-Zeit: Jetzt sind die Täter dran
Bad Segeberg (ohe). In 14 Heften aus der Reihe Der Nationalsozialismus in Bad Segeberg widmeten sich die Autoren Hans-Werner Baurycza und Axel Winkler den Opfern. Im 15. Heft setzen sich die Autoren mit den Tätern auseinander. Axel Winkler recherchierte Leben und Wirken des NSDAP-Ortsgruppenleiters für Segeberg, Werner Stiehr, der Bad Segeberger Bürgermeisters Johannes Elsner, Eberhard Jeran (kommissarisch), Hans Koch und dessen Stellvertreters August Marxen.
Der Bad Segeberger Stadtarchivar Dr. Georg Assmussen entdeckte im Archiv Material zu Johannes Elsner. Das weckte die Neugier von Axel Winkler. Johannes Elsner war von 1924 bis 1933 Bürgermeister in Bad Segeberg. „Lange Zeit war nicht bekannt, wann und wo er gestorben ist“, sagt Axel Winkler. Der Stadthistoriker begnügte sich nicht mit den Unterlagen aus dem Stadtarchiv, sondern recherchierte auch im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin. „Das war sehr ergiebig“, freut sich Winkler. Unter anderem fand der Stadthistoriker Dokumente, die belegen, dass Johannes Elsner bei einem Flugzeugabsturz im Mai 1935 ums Leben kam.
Elsners Nachfolger Eberhard Jeran war von 1933 bis 1934 Bürgermeister der Kreisstadt. Jeran setzte sich für den Bau der Thingstätte am Kalkberg ein. Heute befindet sich an dieser Stelle das Freilichttheater.
1935 zog Hans Koch als Verwaltungschef in das Bad Segeberger Rathaus ein. Der Apothekersohn setzte den Bau der Thingstätte als Nordmark-Feierstätte um. In seine Amtszeit fällt die Verfolgung von Juden mit dem Ziel, Bad Segeberg „judenfrei“ zu machen. Als Koch zum Kriegsdienst einberufen wurde, übernahm August Marxen das Amt des Bürgermeisters stellvertretend. Marxen betrieb ein Rundfunkgeschäft und heiratete Menga Schippmann, die Tochter eines Lebensmittelhändlers. „Marxen sorgte in seinen hohen und vielfältigen Funktionen in der Region Segeberg dafür, dass auch bei uns die verbrecherische Vorgehensweise der NSDAP umgesetzt wurde“, schreibt Axel Winkler in dem Heft. Laut Totenschein verstarb August Marxen am 5. Mai 1945 an einem Schlaganfall. Kurz zuvor waren britische Truppen in Bad Segeberg einmarschiert. Personen, die der Familie Marxen nahestanden, gingen davon aus, dass August Marxen Selbstmord beging.
Das erste Kapitel des neuen Heftes widmen die Autoren Werner Stiehr. Stiehr trug maßgeblich dazu bei, dass die NSDAP das Geschehen in der Region beherrschte. Bis 1945 stand Stiehr 16 Jahre lang unangefochten in zentraler Stellung an der Spitze der Nazi-Bewegung in Bad Segeberg.
Axel Winkler denkt daran, die in den 15 Heften veröffentlichten Recherchen zusammenzufassen. Ergänzt durch zusätzliche Daten will er die Geschichte des Nationalsozialismus in Bad Segeberg dann in einem Buch veröffentlichen.
Das Heft Die Bürgermeister in der Zeit des Nationalsozialismus gibt es ab sofort in der Geschäftsstelle von Basses Blatt sowie in den Buchhandlungen in Bad Segeberg zum Preis von vier Euro.