Hermann Teegen entwickelte einen eigenen Motor: Der Erfinder aus Fehrenbötel
Bad Segeberg (ohe). Otto, Benz, Diesel, Wankel, Porsche, das sind die bekannten deutschen Motorenerfinder. Ein Erfinder aus dem Kreis Segeberg fehlt hier: Hermann Teegen. Der Ingenieur und Motorenmeister entwickelte nach dem Zweiten Weltkrieg in Fehrenbötel einen selbstzündenden Mitteldruckmotor für den er 1947 das Patent eintragen ließ.
Der Bad Segeberger Hubert Brosche hat Leben und Werk des Erfinders erforscht. Brosche beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit historischen Motorrädern. In einer Motorradzeitschrift aus dem Jahr 1949 stieß er in einem Artikel auf den Segeberger Erfinder. Brosche recherchierte im familiären Umfeld Hermann Teegens, befragte ehemalige Mitarbeiter und durchforstete Unterlagen des Patentamtes. Lange Zeit schlummerten die Ergebnisse seiner Nachforschungen aus den 1980er Jahren in Brosches Schubladen. „Ich habe immer lieber an Motorrädern geschraubt, als zu schreiben“, sagt Brosche. Jetzt hat er in einer Fachzeitschrift einen Artikel über den Erfinder aus Fehrenbötel geschrieben.
Hermann Teegen wurde am 1. September 1899 als Sohn eines Bauern in Fehrenbötel geboren. Schon während seiner Schlosserlehre in Neumünster machte er erste Motorraderfahrungen. Im Ersten Weltkrieg diente er bei der Marine Landflieger-Abteilung in Berlin-Johannisthal. Dort bildete er sich im Bereich Motoren-, Magnet-, und Vergasertechnik fort.
Nach Kriegsende studierte er am Thüringer Technikum in Ilmenau. Ab 1923 war er für verschiedene Luftfahrtgesellschaften in Südamerika tätig. 1936 kehrte Teegen zurück nach Deutschland und übernahm auf dem Priwall die technische Leitung des Luftzeugamtes See. Hier war der erfahrene Techniker mit der Neuentwicklung und Erprobung beschäftigt.
Nach Kriegsende kehrte Teegen mit seiner Frau und zwei Kindern zurück nach Fehrenbötel. Die ersten Pläne und Material zum Anfertigen eines Prototyps hatte er schon im Gepäck. Teegens Cousin Richard Schwarten betrieb in Fehrenbötel eine Landmaschinenwerkstatt (heute Timm Landtechnik). In seiner Werkstatt hängte er einen Bereich mit Wolldecken ab und entwickelte dahinter seinen Motor.
Hubert Brosche sprach mit einem ehemaligen Lehrling. Der erinnerte sich gut an Hermann Teegen und seinen Motor. „Er musste Hermann Teegen immer auf der Kopfsteinpflasterstraße anschieben und schimpfte auf den Motor, weil dieser so schlecht ansprang.
1947 führte Teegen seinen Motor bei BMW und Zündapp vor. Die Bielefelder Firma Lohmann kaufte Teegen schließlich die Patentrechte für 35.000 Mark ab. Teegens Motor ist daher als Lohmann-Motor bekannt.
„Die Bedienung des Motors ist åschwierig“, sagt Hubert Brosche. Er hat selbst ein Fahrrad mit Lohmann-Motors. Besonders das Anlassen des Motor bereitet Probleme. Teegens Technik machte es möglich, den Hubraum des Motors zu variieren. Zum Anlassen mussten die Fahrer den Hubraum verringern, um die Kompression zu erhöhen und das Selbstzünden zu ermöglichen. „Die Fahrer müssen immer zwei Hebel gleichzeitig bedienen. Mit einem geben sie Gas, mit dem anderen regeln sie die Verdichtung“, erklärt Brosche. Damit der Motor leichter anspringt, bot die Firma Lohmann später eine Vorwärmschale an. In der wurde unter dem Motor vor dem Start Petroleum angezündet, um den Motor vorzuwärmen.
Brosche schätzt, dass etwa 2.500 Lohmann-Motoren verkauft wurden. Der große Erfolg des Motors blieb aus. „NSU brachte bald seine Quickly auf den Markt. Die war viel einfacher zu bedienen“, sagt Brosche. Einen großen Vorteil hat der Lohmann-Motor aber: Er ist extrem sparsam. Mit nur 0,8 Liter Treibstoff kommt man 100 Kilometer weit.
Die Firma Lohmann verkaufte die Patentrechte weiter an eine amerikanische Firma. Die übernahm die Konstruktion für die Entwicklung eines hubraumgrößeren Motors. Er wurde stationär bei Spritzen zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.
Hermann Teegen arbeitete bis zu seinem Tod 1956 fanatisch an der Verbesserung seines Motors weiter.