Alle Jahre wieder lässt Familie Engel ihre Modellbahn Kreise ziehen
Bad Segeberg (kf). Nicht nur Kinder drücken sich in der Advents- und Weihnachtszeit regelmäßig die Nasen an den Schaufenstern der Engel Apotheke (Kurhausstraße 60 bis 62) in Bad Segeberg platt. Die Faszination für Modellbahnen verbindet Generationen. So auch bei Familie Engel.
Gerdt Engel baute 1965 erstmals einen Kreis mit einer Fleischmann Eisenbahn Spur 0 in seinem Schaufenster auf und ließ diese zur Freude der Kinder über die Weihnachtstage laufen.
Sohn Olaf teilte die Begeisterung seines Vaters und baute diesem 1992 eine zweite Anlage Märklin Spur 00 mit Drehkreuz und Güterbahnhof in das linke Schaufenster. Durch einen Kabelbrand wurde diese Jahre später leider unbrauchbar und so freute sich Gerdt Engel, als ihm sein Sohn 1999 eine neue, größere Anlage im rechten Schaufenster installierte. Zusammen mit seiner Ehefrau bauten alle vier Kinder mit großer Begeisterung die nötigen Fallerhäuser, inklusive Beleuchtung. „Dazu gehörte auch das Martinstor aus meiner Studienstadt Freiburg und ein Heißluftballon mit dem Apotheken A sowie zwei Windmühlen, die ihre Flügel drehen“, schwärmt Gerdt Engel. So laufen seitdem jedes Jahr zwei Züge bis Januar und begeistern jung und alt.
Im Sommer hat Olaf Engel wieder einmal die elektrischen Kabel erneuert. Gerdt Engel ist gespannt, ob alles funktioniert und wartet daher in diesem Jahr mit dem Aufbau bis sein Sohn aus Berlin zu Besuch kommt. Wenn alles klappt, läuft die Bahn, wie im wirklichen Leben, mit etwas Verspätung, aber ganz sicher zum zweiten Advent.
Besonders stolz ist Gerdt Engel auch darauf, ein so genanntes Buckelbergwerk zu besitzen. Dies ließ ihm sein Freund Dietmar Lang, langjähriger Vorsitzender des Verbandes Erzgebirgischer Schnitzer, 1999 zusammen mit 14 handgeschnitzten, zum Teil elektronisch betriebenen, beweglichen Figuren anfertigen.
Ein Buckelbergwerk ist ein von Hand geschnitztes kleines Modell eines Bergwerks, das in einen kleinen Schrank, auch Guckkasten genannt, gebaut wurde. In diese Miniatur-Bergwerke hatten die Bergwerker Figuren bei der Arbeit geschnitzt, die sich durch drehen einer Kurbel bewegten. Den Kasten trugen die Bergleute, wenn sie aufgrund von Invalidität nicht mehr im Bergwerk arbeiten konnten, mit zwei Trageriemen auf ihrem Rücken (Buckel) und zogen damit durch die Lande. Mit dem Zurschaustellen der Arbeit unter Tage verdienten sie sich so ihren Lebensunterhalt.
„Langs Erzgebirgshaus ist der einzige kommerzielle Hersteller von Buckelbergwerken in Deutschland“, erklärt Gerdt Engel die Besonderheit. „In der Bildhauerei in Annaberg und am Frohnauer Hammer entstehen die mechanischen Modellbergwerke durch mühevolle Handarbeit“, sagt er. Rund 600 Einzelteile würden dabei aus Holz und Metall gefertigt und zusammengefügt. Alle Figuren seien handgeschnitzt und teilweise mechanisiert.
Im Erzgebirgsmuseum ist das älteste Buckelbergwerk aus dem Jahr 1800 zu sehen. Wer nicht so weit fahren möchte, drückt sich für ein jüngeres Exemplar am Schaufenster der Engel Apotheke die Nase platt.