Als der Krieg im Jahr 1939 auch in Bad Segeberg begann

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von Dirk Marquardt

Als der Krieg im Jahr 1939 auch in Bad Segeberg begann

Mit diesem Plakat wurde zu dem Volksfest eingeladen. Auf dem Turnierplatz gab es ein buntes Programm, in der Nordmark-Feierstätte wurde es ein Großkonzert gegeben.

Bad Segeberg (mq). Im Jahr 1939, als Deutschland mit dem Überfall auf Polen den zweiten Weltkrieg auslöste, war in Bad Segeberg lange Zeit nichts zu spüren von den schweren Zeiten, die auf die Menschen zukommen sollten. „Die Leute haben eine Stimmung suggeriert bekommen, dass alles gut ist“, sagt Axel Winkler. Zusammen mit Hans-Werner Baurycza hat er das neunte Heft in der Reihe Der Nationalsozialismus in Bad Segeberg herausgegeben. Unter dem Motto Vom Volksfest in den Krieg wird das Jahr 1939 aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.

„Auf den Krieg hat Adolf Hitler sechs Jahre hingearbeitet“, sagt der Historiker Axel Winkler. Zwar hetzte auch das Segeberger Kreis- und Tageblatt wie überall gegen Polen, doch das Leben bot eine Menge Abwechslung in der Kleinstadt. Im März wurde der KdF-Wagen, der später als Käfer Weltruhm erlangte, den Segebergern als Volkswagen präsentiert, den sich jeder Deutsche leisten könnte. Viele Menschen schauten sich das Auto auf dem Marktplatz an, der damals Adolf-Hitler-Platz hieß. Noch im August feierte man ein KdF-Volksfest und verfolgte ein großes Militärkonzert in der Nordmark-Feierstätte.

Aber schon die kurzfristige Absage des Landjahrlagers Ende August hätte aufmerken lassen können. „Da waren bereits Jugendliche angereist“, sagt Axel Winkler. Doch für den 25. August hatte Hitler den Kriegsbeginn angesetzt, das wäre mitten im Treffen gewesen. Am 1. September war es dann soweit, Deutschland überfiel Polen und auch in Bad Segeberg waren die Auswirkungen schnell zu spüren. Es wurden Lebensmittelkarten ausgegeben, die Fenster mussten verdunkelt werden. Und schnell wurden die ersten Todesanzeigen von Soldaten veröffentlicht. „Aus dem Raum Segeberg fielen in den ersten Wochen rund 20 junge Männer beim Feldzug in Polen“, sagt Winkler. Trotzdem wurde im Kurhaus noch zünftig Silvester gefeiert.

Auch in diesem Heft gehen Axel Winkler und Hans-Werner Baurycza der Frage nach, was mit den Juden in Bad Segeberg geschah. So haben sie einen Abschiedsbrief von Friederike Levy gefunden, die sich nach ihrer Enteignung am 9. Juni 1939 auf dem Dachboden ihres Hauses in der Hamburger Straße im Alter von 77 Jahren das Leben nahm.

Heft Nummer neun der Reihe wird es ebenso wie alle anderen Ausgaben beim Segeberger Seefest am kommenden Wochenende geben. „Wir werden am Sonnabend und Sonntag auf der Promenade mit einem Stand vertreten sein und weitere Literatur sowie Material zur Stadtgeschichte mitbringen“, sagt Hans-Werner Baurycza.

Was die Aufarbeitung des Nationalsozialismus angeht, ist mit den bisher erschienenen 300 Seiten die Hälfte der Zeit aufgearbeitet. „Es werden weitere Hefte folgen“, sagt Axel Winkler, der positiv überrascht ist von den vielen Reaktionen auf die Heftreihe. Alle Hefte sind im örtlichen Buchhandel, bei Gummi Hamann und bei Basses Blatt erhältlich.


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