Anlieger klagen über zunehmende Algenbelastung im Neversdorfer See
Neversdorf (ohe). Endlich Badewetter und dann das: Ein dichter Teppich aus Blau- und Fadenalgen überzieht den südlichen Uferbereich des Neversdorfer Sees. „Das Wasser war bis 2015 glasklar“, sagt Sigrun Hass. Ihre Familie hat seit 2007 ein Haus direkt am Neversdorfer See. „An sich ist das Seewasser sehr sauber, keine Fäkalien, keine Abwässer. Im Winter ist das Wasser superklar, es wäre eine Freude zum Schwimmen und Baden. Aber wenn es warm wird und die Algen wachsen, sieht man, wie überdüngt der See ist“, sagt Sigrun Hass. Vom Steg an ihrem Haus fährt sie mit den Fingern durch das Wasser. Eine schleimige Schicht grüner und brauner Algen legt sich über ihre Finger. Schnecken, Muscheln und andere Kleintiere hängen darin fest. Ein Blässhuhn schwimmt mit seinen Jungen durch die Pampe und pickt eifrig in dem Algenbrei. Nebenan befreit der Nachbar den Uferbereich vor seinem Grundstück von den Algen. „Das habe ich auch schon gemacht. Die sind morgen wieder da“, sagt Sigrun Hass.
So früh wie in diesem Jahr ist ihr das Algenwachstum noch nie aufgefallen. Sie vermutet, dass Düngemittel aus der Landwirtschaft für das verstärkte Algenwachstum verantwortlich sind. Einen Maisacker auf der anderen Seite der Hauptstraße hat sie dabei im Auge. „Von dort läuft das Grundwasser in Seerichtung“, sagt Sigrun Hass. Bereiche des Sees, die nicht in Nähe des Maisfeldes liegen, seien weniger betroffen, meint Sigrun Hass.
Markus Herwig, der Vorsitzende des Bootsclubs Ahoi Leezen, kann die Einschätzung der Anwohnerin nicht nachvollziehen. „Der See ist so sauber wie noch nie“, sagt Herwig. Die Belastung durch Algen sei stark zurückgegangen, meint Herwig. „Ich kann mich noch daran erinnern, dass zu Zeiten meiner Kindheit die Enten über die Algen gelaufen sind“, sagt der Wassersportler.
Für Bürgermeister Andreas Nixdorf sind die Klagen über das zunehmende Algenwachstum neu. „Davon habe ich in diesem Jahr noch nichts gehört“, erklärt Nixdorf.
An der Badestelle am Südufer des Neversdorfer Sees hat ein Labor im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein die Wasserqualität am 25. Mai untersucht. Mit drei Sternen erhielt der Neversdorfer See als Ergebnis die Bestnote „ausgezeichnet“. Auch die anderen drei öffentlichen Badestellen am Neversdorfer See in Leezen und Bebensee erhielten die Bestnote. Die veröffentlichten Laborergebnisse zeigen allerdings nur die Werte für Enterokokken und Colibakterien an. An diesen guten Werten zweifelt auch Sigrun Hass nicht. Sie glaubt, dass erhöhter Phosphateintrag für das Algenwachstum verantwortlich ist.
Das Landesamt für Umwelt in Flintbek untersucht die Qualität des Seewassers chemisch als auch biologisch. Aufgrund eines Hackerangriffs stehen die Daten derzeit nicht öffentlich zur Verfügung.
Sabrina Möller, die Pressesprecherin des Kreises Segeberg teilt mit: „Was den Neversdorfer See anbelangt, ist der Gewässerpflegeverband zusammen mit der unteren Wasserbehörde des Kreises Segeberg und dem Landesamt für Umwelt seit 2015 dabei, die Nährstoffpfade aufzuzeigen und an Verbesserungslösungen zu arbeiten.
Nährstoffgehalte aus dem oberflächennahen Grundwasserzustrom im unmittelbaren Seeuferbereich liegen im Grenzbereich der Werte, die für einen ökologisch guten Zustand verträglich sind, werden aber zeitweilig auch überschritten. Aufgrund der geringen Grundwasserzustrommenge spielen sie aber nur eine untergeordnete Rolle im Potpourri der Gesamtnährstoffquellen. Zu ungefähr gleichen Teilen ist der Nährstoffzufluss über die Groß Niendorfer Au als auch über die Rücklösung aus dem Seesediment für die Nährstoffbelastung des Sees verantwortlich. Der Gewässerpflegeverband ist dabei, durch die Umleitung der Groß Niendorfer Au am Neversdorfer See vorbei, diesen Nährstoffanteil dem See fernzuhalten. Die Rücklösung der Nährstoffe aus dem Seesediment, die sich dort über Jahre abgelagert haben, findet in einem komplexen Spiel des Klimas im Jahresverlauf und dem damit einhergehenden Sauerstoffgehalt und Wassertemperaturen in tiefen Wasserschichten statt. So kommt es zu unterschiedlichen Entwicklungen der Algenvermehrung in den jeweiligen Jahren. Grundsätzlich lässt sich aber an der Entwicklung von höheren Wasserpflanzen eine leichte Verbesserung der Wasserqualität beobachten.
Die Landesdüngeverordnung schränkt die Düngemaßnahmen für Landwirte seit Ende 2022 noch weiter ein. Landwirte müssen eine Düngebedarfsermittlung vor der ersten Düngung vornehmen und über ihre Düngungen dokumentieren.