Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft
Bad Segeberg (em). Nach wie vor haben Ausbildungssuchende im Kreis Segeberg gute Chancen bei der Ausbildungssuche. Wie in den letzten Jahren waren mehr Ausbildungsstellen gemeldet als Bewerberinnen und Bewerber. Doch die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ist im letzten Beratungsjahr (Oktober 2023 bis September 2024) kleiner geworden. Die Bewerberzahl ist leicht gestiegen, während die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze zurückging.
Die aktuellen Daten stellte die Agentur für Arbeit Elmshorn gestern in Bad Segeberg vor. Die Einschätzungen der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck (IHK zu Lübeck) und der Handwerkskammer Lübeck (HwK Lübeck) rundeten das Bild ab.
Bei der Berufsberatung im Kreis Segeberg meldeten sich im vergangenen Beratungsjahr 936 Jugendliche als Ausbildungsbewerber/innen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind dies 24 oder 2,6 Prozent mehr.
„Die Berufswahl ist ein mehrjähriger Prozess, der nach dem harten Corona-Einschnitt wieder neu aufgebaut werden musste. Unsere Berufsberatung erreicht die Jugendlichen nun besser. Die gute Präsenz in den Schulen ist dabei ein ganz wichtiger Faktor“, sagt Ronald Geist, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Elmshorn und ergänzt: „Die betriebliche Ausbildung erfährt hohe Wertschätzung in der Öffentlichkeit und gestiegenes Interesse bei den Jugendlichen. Auch für Menschen mit Migrationshintergrund bieten sich hier gute Chancen zum Einstieg in das Berufsleben.“
Jeder fünfte Ausbildungssuchende im Kreis hat eine ausländische Staatsangehörigkeit (197 Personen). Der Anteil ist zum Vorjahr um 57 Personen gestiegen (+40,7 Prozent). Darunter befinden sich auch 109 junge Menschen mit Fluchthintergrund.
Zum Ende des Beratungsjahres waren noch 123 Ausbildungssuchende ohne Ausbildungsplatz oder Alternative, das sind zwölf mehr als im Vorjahr. Gesucht waren noch passende Ausbildungsplätze als Fachinformatiker/in, Kfz-Mechatroniker/in, Ausbildungen im kaufmännischen Bereich sowie im Einzelhandel (jedoch häufig ohne Lebensmittelbereich).
„Nicht jede und jeder Ausbildungsplatzsuchende findet den gewünschten Ausbildungsplatz. Oft passen dann Wünsche, Mobilität oder fachliche Voraussetzungen nicht zu den Anforderungen der noch vorhandenen Ausbildungsplätze. Die Arbeitsagentur ist bestrebt, die Ausbildungsplatzsuchenden mit passenden Stellen für einen kurzfristigen Ausbildungsstart zusammenzubringen. Alternativ wird mit den Jugendlichen über Bewerbungen für einen späteren Ausbildungsstart gesprochen und zu sinnvollen Überbrückungen beraten“, erläutert Ronald Geist. Hierzu gehören zum Beispiel auch die von der Arbeitsagentur geförderten Angebote zur Orientierung und Vorbereitung auf eine Ausbildung (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen) oder Langzeitpraktika in einem Betrieb (Einstiegsqualifizierungen).
Die Ausbildungsbetriebe gaben dem Arbeitgeber-Service im Kreis Segeberg 1.078 betriebliche Ausbildungsstellen zur Besetzung auf. Dies sind 221 oder 17,0 Prozent weniger als im vorherigen Jahreszeitraum.
„Ich danke den Unternehmen, die ihre hohe Ausbildungsleistung trotz unsicherer Konjunkturaussichten fortsetzen. Sie sichern sich damit ihren Fachkräftenachwuchs. Von ihrem Engagement profitiert die ganze Region“, erklärt Ronald Geist. Die derzeit ungewissen Konjunkturaussichten bewegen einige Unternehmen die Einstellung von Nachwuchskräften aufzuschieben. „Der Bedarf an Fachkräften wird mit dem Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Berufsleben in den kommenden Jahren sprunghaft ansteigen. Die besten Nachwuchskräfte sind die, die man heute selbst ausbildet!“ Dabei bleibt es für Unternehmen wichtig, die Jugendlichen kreativ anzusprechen, möglichst vielfältige Kanäle wie Social Media, Ausbildungsmessen, Schulkooperationen und auch die Online-Jobbörse der Arbeitsagentur zu nutzen.
Noch 138 Ausbildungsplätze blieben bis Ende September offen – 26 mehr als im Vorjahr. Ausbildungsmöglichkeiten gab es besonders noch im Einzelhandel und hier auf verschiedenen Anforderungsniveaus, aber vor allem im Lebensmittelbereich. Einzelne Stellen waren auch noch in der Lagerlogistik, in einigen kaufmännischen Ausbildungen, in Handwerksberufen und der Gastronomie frei.
Im Bezirk der IHK zu Lübeck wurden zum Stichtag 31. Oktober 2024 insgesamt 3.433 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Im Kreis Segeberg bleibt die Zahl der abgeschlossenen Verträge ebenfalls stabil: Mit 751 neuen Verträgen wurden lediglich vier Ausbildungsverhältnisse weniger unterzeichnet als im Oktober 2023.
„Trotz stabiler Vertragszahlen in IHK-Berufen sehen wir uns mit einer wachsenden Fachkräftelücke konfrontiert. Die jüngste IHK-Ausbildungsumfrage zeigt, dass nahezu jedes zweite Unternehmen nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnte. Eine intensivere Berufsorientierung ist daher entscheidend, um mehr junge Menschen für die duale Ausbildung zu gewinnen. Besonders gefragt sind Fachkräfte mit einer beruflichen Ausbildung und nicht mit einer akademischen Ausrichtung. Programme wie die Regionalen Partnerschaften Schule-Betrieb, unsere Ausbildungsbotschafter sowie die IHK-Kampagne #könnenlernen bieten hierbei wertvolle Unterstützung und schaffen neue Perspektiven“, erklärte Sebastian Grothkopp, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK zu Lübeck.
Der Präsident der Handwerkskammer Lübeck, Ralf Stamer, freut sich über das gestiegene Interesse junger Leute an einer Berufsausbildung im Handwerk: „Die Ausbildungsbilanz 2024 des Handwerks zeigt eindrucksvoll, dass das Handwerk verstärkt auf die Ausbildung junger Menschen setzt. Und die Kammern sind dabei mit zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen sehr erfolgreich. 6.400 in ganz Schleswig-Holstein neu eingereichte Ausbildungsverträge, davon alleine 556 im Kreis Segeberg, zeigen eindrucksvoll, wie wichtig qualifizierte Fachkräfte für das Handwerk sind. Sie zeigen aber auch, welche Bedeutung das Handwerk für unser Land hat. Es ist entscheidend, junge Talente zu fördern und ihnen die Vielfalt und Chancen der Wirtschaftsmacht von nebenan nahezubringen. Dadurch gestalten wir die Zukunft unserer Betriebe und sichern Arbeitsplätze.“
Wer in eine Ausbildung gestartet ist, aber vor Hindernissen steht, sollte frühzeitig die Hilfe der Ausbilder, der Ansprechpartner der Kammern oder der Berufsberatung suchen. Die Agentur für Arbeit bietet weiterhin die bewährte Unterstützung mit Zusatzunterricht und sozialpädagogischer Betreuung an. Bei der „assistierten Ausbildung“ wird ein individuelles Paket geschnürt, das ganz gezielt auf die Förderbedürfnisse des jungen Menschen und des Betriebes ausgerichtet ist. Kosten entstehen weder für die Auszubildenden noch für die Betriebe.
Für 2025 laufen die Bewerbungsverfahren in den Unternehmen bereits wieder an. Wer nächstes Jahr die Schule verlässt, sollte jetzt einen Termin mit der Berufsberatung machen. Die Beratungsfachkräfte helfen, die persönlichen Interessen und Stärken herauszuarbeiten, den Wunschberuf und Alternativen zu finden und unterstützen von Bewerbung bis Ausbildungsstart.
Die Website www.arbeitsagentur.de/k/ausbildungklarmachen bündelt übersichtlich alle wichtigen Informationen und Angebote rund um das Thema Ausbildung. Das Spektrum reicht von Tipps für die Berufswahl, das Online-Selbsterkundungstool Check-U‘ die BA-Jobbörse bis zu einer Veranstaltungsdatenbank. Auch Termine bei der Berufsberatung können online gebucht werden – oder unter der kostenfreien Rufnummer 08 00 / 4 55 55 00.