Besondere Lesung und Stolperstein-Verlegung in der Oase

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von Petra Dreu

Besondere Lesung und Stolperstein-Verlegung in der Oase

Lina Bröckling, Ralf Schaffer und Axel Winkler (re.) freuen sich auf die Lesung in der Kalkberg Oase am 1. Juni. Im Mittelpunkt steht die Überlebensgeschichte von Rozette Kats.Foto: pd

Bad Segeberg (pd). Konzerte und Lesungen hat es schon viele in der Kalkberg Oase gegeben. Eine so besondere Lesung wie am Sonnabend, 1. Juni, aber noch nicht: Lutz van Dijk hat die Überlebensgeschichte von Rozette Kats während des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte mit Illustrationen von Francis Kaiser in dem Kinderbuch „Damals hieß ich Rita“ aufbereitet. Am Tag der Lesung werden alle drei in der Kalkberg Oase zu Gast sein. Rozette Kats wird zuvor einen Stolperstein für die Segebergerin Recha Saalfeld vor der Oase verlegen.

Um ihr Leben zu retten, wurde Rozette Kats als Baby von ihren leiblichen Eltern mitten im Holocaust einem nicht-jüdischen Paar übergeben, das es als sein leibliches Kind ausgab und dem kleinen Mädchen den Namen Rita gab. Ihre Eltern und ihr jüngerer, nach ihr im niederländischen Durchgangslager Westerbork geborener Bruder, haben den Holocaust nicht überlebt. Sie wurden in Auschwitz ermordet.

Am 27. Januar 2023 hielt sie zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus eine Rede vor dem Deutschen Bundestag. Da der Kampf gegen das Vergessen nicht früh genug beginnen kann, ist Rozette Kats in Deutschland und den Niederlanden auch in Schulen und anderen Institutionen unterwegs, um von sich, ihrer Familie und dem Naziterror zu erzählen.

Aber kann man mit einem solchen Thema Kinder belasten? Rozette Kats langjährigem Freund, dem deutsch-niederländischen Historiker, Autor und Pädagogen Lutz van Dijk, ist dieser Spagat in dem Kinderbuch „Damals hieß ich Rita“ gelungen. Nicht nur die behutsame Sprache van Dijks, sondern auch die Illustrationen von Francis Kaiser schaffen es, dieses grausame Thema begreifbar zu machen.

Rozette Kats ist inzwischen 83 Jahre alt und lebt in Amsterdam. Die Lesung in der Kalkberg Oase wird auch für sie eine besondere sein, denn nur dort werden alle drei Beteiligten des Kinderbuches „Damals hieß ich Rita“ vereint sein. Die Illustratorin Francis Kaiser kommt aus dem nordrhein-westfälischen Detmold an. Den weitesten Weg nimmt Lutz van Dijk auf sich: Er reist aus Südafrika an.

Rozette Kats wird bereits einen Tag vor der Lesung in Bad Segeberg sein, um sich auf Einladung von Bürgermeister Toni Köppen in das Goldene Buch einzutragen. Toni Köppen ist es auch, der aus eigener Tasche die Kosten in Höhe  von 120 Euro für eine Stolperstein-Verlegung übernimmt.

Dieser Stolperstein soll an die Segebergerin Recha Saalfeld, geborene Levy, erinnern. Geboren wurde sie 1853 als Tochter von Rahel Oljeniek und Abraham Levy in Bad Segeberg. Gewohnt hat sie unweit der Kalkberg Oase in der Mühlenstraße, die es heute nicht mehr gibt.

Initiiert wurde der Tag der Erinnerung von dem Fachmann für Bad Segebergs jüdischer Geschichte Axel Winkler sowie von Ralf Schaffer, Chef der Kalkberg Oase, und der engagierten Segebergerin Lina Bröckling. Sie alle hoffen sehr, dass auch Kinder und Jugendliche trotz des düsteren Themas zur Lesung kommen. Die Stolpersteinverlegung erfolgt am 1. Juni um 17.30 Uhr, die Lesung mit anschließender Diskussionsrunde um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.


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