Bespuckt und mit brennender Zigarette beworfen: Niemand half den weinenden Frauen

Bad Segeberg (ohe). Weinend und um Hilfe rufend liefen Anna und Emily (Namen von der Redaktion geändert) am Sonnabendnachmittag durch Bad Segeberg. „Die Stadt war voll, doch uns hat niemand geholfen oder auf unsere Hilferufe reagiert. Alle haben nur geguckt“, erzählt Anna.

Die beiden Freundinnen waren mit ihren Hunden im Landratspark unterwegs. Auf dem Weg Richtung Rewe-Markt kam es zu einem unschönen Vorfall. Ein Mann bespuckte die jungen Frauen und warf Anna eine brennende Zigarette ins Gesicht. „Ich habe den Täter verfolgt und um Hilfe gerufen“, berichtet die junge Frau. Dass ihr niemand geholfen hat, schockiert sie mehr als die Tat des Mannes. „Nur mit zusehen, ist niemanden geholfen“, sagt Anna. Jeder könne einmal in eine Situation kommen, in der er Hilfe benötigt. Anna und Emily wünschen sich mehr Zivilcourage.

Je mehr Leute da sind, desto zurückhaltender sind Menschen bei der Hilfeleistung. Warum soll gerade ich helfen?  Es sind ja genug andere da. Psychologen nennen das Zuschauereffekt. Im Fall von Anna und Emily war es vermutlich ähnlich.

Anna gelang es über ihr Handy die Polizei zu informieren. Die Beamten stellten den Täter schließlich. „Die Polizisten waren sehr freundlich und hilfsbereit“, lobt Anna den Einsatz.

Im Vorwege der Tat hatten die beiden jungen Damen den Täter  und seinen Begleiter angesprochen und kritisierten dessen Umgang mit seinem Hund.

Lars Brockmann, Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg, bestätigt, dass die beiden Damen eine Anzeige wegen Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung und Nötigung  aufgegeben haben. Der Täter räumte, ein überreagiert zu haben, streitet die Bedrohung aber ab. Er beschuldigt die jungen Frauen, ihn von hinten geschubst zu haben.

Aufgrund der unklaren Sachlage bittet die Polizei um die Aussagen von Beobachtern. Sachdienliche Hinweise nehmen die Ermittelnden unter der Rufnummer 0  45  51 / 88  40 entgegen.