Brailleschrift-Etiketten des WZV sollen Blinden die Abfalltrennung erleichtern

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von Gerald Henseler

Brailleschrift-Etiketten des WZV sollen Blinden die Abfalltrennung erleichtern

Bioabfall steht in Brailleschrift auf dem Etikett, das der WZV Blinden und Sehbehinderten kostenlos auf Bestellung anbietet. Die Etiketten sollen helfen, die unterschiedlichen Abfalltonnen unterscheiden zu können.Foto: kf

Bad Segeberg (kf). Sechs Punkte, die in zwei senkrechten Reihen zu je 3 Punkten nebeneinander angeordnet sind, bilden die Grundform der Punktschrift für Blinde, die so mit den Fingerkuppen tastend lesen können.

Benannt ist diese Blindenschrift, die auch Brailleschrift genannt wird, nach ihrem Erfinder, dem Franzosen Louis Braille, der sie 1825, also vor 200 Jahren, als damals 16-Jähriger entwickelte. Das Sechs-Punkte-Alphabet, mit dem sich 64 Zeichen darstellen lassen, hat sich weltweit als Schrift der blinden und taubblinden Menschen durchgesetzt. Verpackungen von Medikamenten werden durch Brailleschrift-Etiketten unterscheidbar gemacht. Barrierefreie Handläufe an Bahnhöfen und an öffentlichen Orten zeigen Blinden, wo es lang geht und nun können Braille-Etiketten auch bei der Mülltrennung helfen.

Das Jubiläum 200 Jahre Brailleschrift nimmt der WZV zum Anlass, um als öffentlich-rechtlicher Abfallentsorger für den Kreis Segeberg (außer Norderstedt) Abfalltonnen mit Blindenschriftetiketten zu versehen und ist damit in Schleswig-Holstein Vorreiter für mehr Barrierefreiheit in diesem wichtigen Bereich des Alltags. „Wir haben von dieser Idee aus dem Landkreis Harburg erfahren, fanden sie so gut, dass wir sie auch umsetzen wollten und würden uns freuen, wenn es weitere Wellen schlagen würde“, so Annika Trimpert, Bereichsreferentin für Abfallwirtschaft und Abfallanlagen beim WZV. In Zusammenarbeit mit Christa Seibert, Leiterin der Selbsthilfegruppe für Blinde und Sehbehinderte in Bad Segeberg mit dem Namen Augen auf – und durch, und Dr. Jürgen Trinkus, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins Schleswig-Holstein (BSVSH), wurde diese Aktion begleitet und unterstützt. Beide sind selbst blind und wollen auf diesem Wege für das Erlernen der Brailleschrift werben. „Denn nach groben Schätzungen ist nur jeder fünfte blinde Mensch auch Brailleschriftleser“, so Dr. Jürgen Trinkus. Der Landesverein vertritt die Interessen blinder und taubblinder Menschen, die in hohem Maße auf die Nutzung ihres Tastsinns angewiesen sind. Daher begrüßt er ausdrücklich, dass diesen mit Hilfe der Punktschrift nun auch die häusliche Mülltrennung erleichtert wird. Der BSVSH hofft, dass durch die beherzte Initiative des WZV Segeberg ein Zeichen gesetzt wird für mehr Barrierefreiheit und Mehrsinnigkeit zur Bewältigung des Alltags. Die Selbsthilfeorganisation wird das Jubiläumsjahr der Brailleschrift für mehr Kursangebote nutzen. Ab sofort besteht die Möglichkeit, die Abfalltonnen für Restabfall, Bioabfall und Altpapier kostenfrei mit Etiketten in Blindenschrift ausrüsten zu lassen. Interessierte Haushalte können sich entweder telefonisch unter 0 45 51 / 90 90, per Mail an info@wzv.de oder schriftlich an den WZV, Am Wasserwerk 4, 23795 Bad Segeberg wenden. Die Ausrüstung der Behälter erfolgt je nach Wunsch durch einen Mitarbeiter des WZV oder kann selbst, durch Familienangehörige oder Freunde vorgenommen werden. In diesem Fall werden die Etiketten per Post zugeschickt. Da die Tonnen durch die Etiketten nicht beschädigt werden, können auch Behälter die zu Mietwohnungen gehören, ausgestattet werden.

Die Selbsthilfegruppe für Blinde und Sehbehinderte (Augen auf – und durch) trifft sich immer am ersten Mittwoch im Monat um 14 Uhr bei KIS, Kurhausstraße 2 (1. Stock) in Bad Segeberg. Christa Seibert freut sich über Teilnehmer, gern auch mit ihren Begleitpersonen. Infos gibt es unter 0 45 51 / 9 69 64 52 und bei KIS unter 0 45 51 / 30 05.


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