Fehlen Bad Segeberg öffentliche Toiletten? Viel Lärm ums stille Örtchen

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von Gerald Henseler

Fehlen Bad Segeberg öffentliche Toiletten? Viel Lärm ums stille Örtchen

Die Toilettenanlage am Bad Segeberger ZOB gefällt Siegfried Schulz. Der Taxifahrer beklagt sich aber über die kurzen ÖffnungszeitenFoto: kf

Bad Segeberg (kf). „Es gibt zu wenig öffentliche Toiletten in Bad Segeberg“, beklagt Siegfried Schulz und weiß, dass er mit dieser Meinung nicht alleine ist. Als Taxifahrer beobachtet er immer wieder Männer, die im Freien urinieren. So zum Beispiel am ZOB hinter den Litfaßsäulen. Auf dem neu gestalteten Busbahnhof der Kreisstadt herrscht reger Betrieb, gegen 13 Uhr tummeln sich hier, von ihm geschätzt, 500 Menschen. „Und dann gibt es dort nur eine öffentliche Toilette, die auch nur dann zugänglich ist, wenn man sich zu den Öffnungszeiten im Kiosk am ZOB den Schlüssel dafür holt“, ärgert sich Schulz. „Jetzt wurde der ZOB für viel Geld umgebaut und nur eine Toilette für Damen, Herren und Menschen mit Behinderung geschaffen“, schildert er die notdürftige Lage.

Der Kiosk am ZOB, der durch die Lebenshilfe bewirtschaftet wird, ist wochentags von 6 bis 16 Uhr geöffnet. Danach und an den Wochenenden bleibt das stille Örtchen geschlossen. „Zuletzt stand dort ein Schild: Urlaub bis 6. Januar. Und dann?“, fragt Siegfried Schulz.

Die Stadt Bad Segeberg setzt in Sachen öffentliche Toiletten auf die Aktion „Die Nette Toilette“, bei der sich Einzelhändler und Gastronomen bereit erklären, ihre WCs der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dafür erhalten sie im Gegenzug ein monatliches Entgelt, gestaffelt nach Ausstattung, erklärt Antje Langet-hal, Bauamtsleiterin der Stadt Bad Segeberg. Die teilnehmenden Geschäfte findet man auf der Homepage der Stadt Bad Segeberg, auf Flyern, die im Rathaus und in der Touristinfo ausgegeben werden oder über eine App für das Smartphone.

„Wer dringend muss, guckt doch nicht erst auf einen Flyer oder sucht nach den Netten Toiletten Aufklebern im Innenstadtbereich“, ist sich Siegfried Schulz sicher. Wer beim Toilettengang auf Barrierefreiheit angewiesen sei, hätte es noch schwerer und wer sich im Stadtbild nicht auskenne, sei aufgeschmissen, meint er.

Eine Stadt wie Bad Segeberg mit knapp 19.000 Einwohnern müsste nach Schulz‘ Verständnis mindestens im Innenstadtbereich oder noch besser an drei Stellen in der Stadt öffentliche Toiletten mit Personal betreiben. „Dann kostet der Toilettengang eben 50 Cent, die WCs wären sauber und würden sich über die Einnahmen tragen“, so sein Vorschlag. Bei Kaufland würde dieses System ja auch funktionieren.

„Ganz so einfach sei das nicht“, erklärt Antje Langethal. „Es wird immer schwerer, entsprechendes Personal für den Job zu finden, die für Mindestlohn diese zum Teil menschenunwürdige Arbeit im gewünschten zeitlichen Rahmen bis in die späten Abendstunden erledigen. Mit einer Person ist das im Hinblick auf Krankheit und Urlaub auch nicht getan“, sagt sie. „Mit den Netten Toiletten versuchen wir möglichst viele WCs über das Stadtgebiet verteilt anzubieten, wo bereits Personal vor Ort ist und auch hier gibt es nicht selten Probleme mit Vandalismus und Verhaltensproblemen der Besucher“, weiß sie auch aus der Zeit, als Bad Segeberg noch öffentliche Toiletten betrieben hat. An stark frequentierten Orten, wie in Bahnhofsnähe, ist die Belastung durch Verschmutzungen, Verstopfungen und Zerstörungswut besonders groß.

Das kennt man auch im WortOrt, dem Stadtinfohaus mit Touristinfo und Stadtbücherei. Dort wurde jetzt der Eingang am Seminarweg gegenüber der Dahlmannschule mit Zugang zu Toiletten sogar gesperrt. Wiederholt kam es hier zu Vandalismus und Belästigungen. Auch Drogenhandel sei  an den nicht ganz so stillen Örtchen beliebt, heißt es von Seiten der Stadt.

Eher unbekannt sind den Bürgern die WCs bei der Friedhofsverwaltung, die während der Öffnungszeiten (Montag bis Donnerstag 8 bis 16 Uhr und Freitag 8 bis 14 Uhr) öffentlich zugänglich sind.

Damit die Netten Toiletten auch sind, was der Name verspricht, ist also viel Aufwand nötig, der durch Personalmangel und Vandalismus nicht selten zum Problem wird. Viele Toiletten sind in der Wintersaison nicht zugänglich. So ist die Badeanstalt am Großen Segeberger See nur im Sommer geöffnet, den Schlüssel für die Toiletten beim Ruderclub gibt es beim Minigolfplatz, der im Winter auch nicht geöffnet hat und die Toiletten der Kalkberg GmbH auf dem Karl-May-Platz stehen ebenfalls nur während der Karl-May-Saison zur Verfügung. In Seenähe verweist Antje Langethal auf die Nette Toilette der Goldmarie am See. „Wir sind bemüht, ein großes Angebot zu schaffen“, so Langethal. „Aber natürlich muss man an allen Örtchen die Öffnungszeiten im Blick behalten.“ Am Wochenende und in den Abendstunden ist es am schwierigsten. Hier ist die örtliche Gastronomie der beste Tipp. „Das Toilettenproblem ist weniger ein Mangel an WCs, sondern vielmehr ein Verhaltensproblem in Teilen der Gesellschaft. Leider müssen auch diejenigen darunter leiden, die sich zivilisiert verhalten“, bedauert Langethal.


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