Freiwillige Feuerwehr Bad Segeberg ist stolz auf ihr 150-jähriges Bestehen
Bad Segeberg (mq). Mit vielen verschiedenen Veranstaltungen feiert die Freiwillige Feuerwehr Bad Segeberg ihr großes Jubiläum. „Das ist ein ereignisreiches Jahr“, freut sich Wehrführer Mark Zielinski auf einen der Höhepunkte der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen. Am Sonnabend, 17. Juni, findet auf dem Parkplatz von Möbel Kraft in Bad Segeberg der Tag der Blaulichter statt.
„Vor 150 Jahren haben sich Männer zusammengefunden und den bürgerlichen Freiheitsgedanken nach dem Vorbild größerer Städte aufgenommen, um den Brandschutz auf feste Füße zu stellen. Und das zählt heute noch“, sagt Mark Zie-linski. Die Bürgerinnen und Bürger können sich verlassen auf eine starke Feuerwehr, die jeden Einsatz mit der selben Ernsthaftigkeit angeht. So musste die Wehr in den vergangenen zehn Tagen mehr als zehn Mal ausrücken: Dachstuhlbrand in der Eutiner Straße, ein brennendes Fahrzeug auf der Autobahn 21, ein Toter im Großen Segeberger See – die Zahl der Einsätze ist hoch, die Belastung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute ist nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. „Da kommt so mancher Ehrenamtler an seine Grenzen“, sagt Zielinski.
Derzeit hat die Freiwillige Feuerwehr Bad Segeberg 82 aktive Mitglieder. Zusammen mit den den Mitgliedern des Fördervereins sind es mehr als 1.000 Menschen, die die Arbeit der Blauröcke in der Kalkbergstadt unterstützen. „Wir sind in der Bevölkerung fest verankert und das macht uns sehr stolz“, sagt Mark Zielinski. So hätten nach dem Großfeuer in der Eutiner Straße Menschen angerufen und ihren Respekt für den Einsatz bekundet. „Das tut uns gut als Feuerwehr“, sagt der Wehrführer.
Als Knechte und Dienstmädchen mit Eimern für Löschwasser sorgen mussten
Bad Segeberg (mq). Auch vor dem Gründungsjahr 1873 gab es in Bad Segeberg ein Löschwesen. Ab 1828 sorgte die dänische Regierung dafür, dass ein Brandkommissar und eine ausgebildete Spritzenmannschaft ein Feuer bekämpften. Alarmiert wurden sie von Kirchenglocken. Das Problem: Die Hausbesitzer mussten dafür sorgen, dass per Eimerketten Wasser für die Spritze herangeschafft wird. Die schickten meist einen Lehrling, den jüngsten Knecht oder gar das Dienstmädchen. Da sie im Gegensatz zur Spritzenmannschaft nicht bezahlt wurden, hielt sich der Einsatz in Grenzen. „Bis endlich Wasser aus dem Rohr zur Verfügung stand, stand das Haus meist schon in Flammen und war nicht mehr zu retten“, sagt Peter Zastrow.
Das alles wird nachzulesen sein in der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Bad Segeberg, die der Heimathistoriker derzeit schreibt. Die soll Ende des Jahres erscheinen. In dieser Chronik wird auch zu lesen sein, wer im damaligen Segeberg das Heft des Handelns in die Hand nahm und die Freiwillige Feuerwehr gründete. Kaufmann Friedrich Storch, Vater des Kunstmalers Prof. Karl Storch, Stadtrat Johannes Kühne, Zimmermeister Theegen und Tierarzt Dr. Iwersen trafen sich am 9. Februar 1873 in der Harmonie mit Segeberger Männern und gründeten die Wehr – die erste im Kreis Segeberg und die dritte in Schleswig.-Holstein. Handspritzen und einfache Uniformen gab die Stadt dazu.
Im Jahr 1899 wurde mit einer neuen Löschordnung das Lösch-wesen der Freiwilligen Feuerwehr unter städtische Regie gestellt. Auch was die Ausstattung angeht, machte die Wehr Fortschritte. Es gab neue Schläuche und 1909 eine 14 Meter lange Ausziehleiter. Im Jahr 1910 wurden mit der Inbetriebnahme der Wasserleitung68 oberirdische Hydranten angeschlossen. Zwei Jahre später erhielt die Feuerwehr ein großes Feuerwehrgerätehaus neben dem Gebäude der heutigen Gemeinschaftsschule am Seminarweg. 1927 fand das heute noch veranstaltete Eisbeinessen erstmals statt, fünf Jahre später erfüllte sich mit dem Automobillöschzug der Wunsch eines Fahrzeugs. Dazu wurde eine Motorspritze in Dienst gestellt.
Mit Beginn des zweiten Weltkriegs sollten die Sirenen wegen eines Feuers nicht mehr heulen. Die waren nun der Alarmierung von Luftangriffen vorbehalten. Die Feuerwehr wurde wieder mit Kirchenglockengeläut alarmiert. Ab 1942 war die Segeberger Wehr zudem bei der Brandbekämpfung nach den Luftangriffen in Lübeck, Hamburg, Neumünster und Kiel im Einsatz.
Nach dem Krieg fehlten junge Männer und nach einem Aufruf der Behörden wuchs die Zahl der Feuerwehrleute um 14 auf 61. 1957 wurde im Seminarweg ein neues Gerätehaus gebaut. Zum 100. Geburtstag sorgte die Stadt für eine neue Drehleiter. Als das Gerätehaus erneut zu klein wurde, entstand an der B206 die Wache, die gerade erweitert wird.
Tag der Blaulichter bei Möbel Kraft und Jubiläumsball im Oktoberfestzelt
Bad Segeberg (mq). Der Tag der Blaulichter bietet am Sonnabend, 17. Juni, von 11 bis 17 Uhr ein volles Programm auf dem Parkplatz von Möbel Kraft. Dafür stellt das Möbelhaus das Areal zwischen Hamburger Straße und An der Trave zur Verfügung.
Neben der Freiwilligen Feuerwehr Bad Segeberg ist auch die Werkfeuerwehr von Möbel Kraft dabei. „Die gute Verbindung der Freiwilligen Feuerwehr zum Hause Möbel Kraft existiert schon seit Generationen“, sagt Wehrführer Mark Zielinski. Es ist nicht das erste Mal, dass die Feuerwehr auf dem Gelände von Möbel Kraft feiert. Zum 125-jährigen Bestehen nutzte man das Gelände an der Bundesstraße 206 – dort, wo aktuell der Neubau entsteht. Und im Jahr 2019 wurde am Tag der Feuerwehr das ehrenamtliche Engagement in den Mittelpunkt gestellt. Gemeinsam mit der Werkfeuerwehr gab es viele Aktionen auf dem Parkplatz vor dem Möbelhaus.
Am Tag der Blaulichter wird morgen eine Menge geboten. Mit von der Partie sind das Deutsche Rote Kreuz, die DLRG Wasserwacht, die Johanniter, der ABC-Zug des Kreisfeuerwehrverbandes, das Technische Hilfswerk und die Bundeswehr. Auch die Partnerwehren aus Wahlstedt und Groß Rönnau sind beteiligt. „Die Bundeswehr kommt mit einem Flugfeldlöschfahrzeug, das auf dem Truppenübungsplatz Putlos zum Einsatz kommt“, sagt Zielinski. Die Fachfirma May baut ein Übungsgerüst auf. An diesem Turm werden diverse Übungen absolviert. Jede Stunde gibt es eine Vorführung.
Möbel Kraft sorgt mit einigen Ständen für die kulinarische Begleitung, zudem finden Kinder Bastelspaß und Geschicklichkeitsspiele.
Nach dem Festkommers im Bürgersaal im Februar und der Teilnahme am Frühlingsfest in der Innenstadt im Mai folgen auf den Tag der Blaulichter noch drei weitere Höhepunkte. „Wir haben bei Möbel Kraft angefragt, ob wir das Oktoberfestzelt nutzen können. Und Kraft-Chef Günter Loose war gleich angetan davon“, sagt Mark Zielinski. Jetzt bleibt das Zelt nach dem Oktoberfest stehen, dort wird von Freitag, 13., bis Sonntag, 15. Oktober, der Abschluss des Jubiläumsjahres gefeiert. Am Freitag steigt der offizielle Festball. „Da erwarten wir ein volles Haus“, sagt Zielinski. Bis zu 600 Gäste können mitfeiern. Eintrittskarten werden ab September online erhältlich sein. Am Sonnabend kommt die jüngere Generation auf ihre Kosten, wenn im Festzelt die Blaulicht-Party abgeht. Etwas ruhiger wird es am Sonntag zugehen, wenn das Orchester des Landesfeuerwehrverbandes Schleswig-Holstein und der Musikzug Großenaspe am Nachmittag aufspielen.
Geschichten aus der Chronik Feueralarm ohne Feuer, dann ein Großfeuer
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uf der Jahreshauptversammlung wurde der Gastwirt Gustav Peters zum Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr gewählt und löst damit Heinrich Studt ab, der die Wehr acht Jahre geführt hatte.
In Windeseile verbreitete sich im Mai die Schreckensmeldung: Der Turm der Marienkirche brennt! Es dauerte auch nicht lange, da hallte der Schreckensruf der Feuerhörner durch die Straßen der Stadt. Im Sturmschritt stürzen die Wehrmannschaften herbei, Wasserwagen rasseln, Menschen sammeln sich auf dem Kirchenvorplatz und dem Marktplatz und schauen mit Entsetzen zur Turmspitze hinauf. Unterhalb der Kugel quoll aus dem Kirchturm dicker, bläulicher Rauch zum Himmel empor. Merkwürdigerweise waren keine Flammen zu sehen und ließ vermuten, dass die Feuersglut noch im Glimmen begriffen sei und noch lange nicht alles verloren sei. Mehrere beherzte Feuerwehrmänner stürmten mit Wasser gefüllten Eimern die Treppen und Leitern im Turm hinauf, um das Feuer zu bekämpfen. Aber wer beschreibt das Erstaunen der harrenden Menschenmenge, als die Feuerwehrmänner nach wenigen Minuten mit lachenden Mienen aus der Kirchentür traten. Befragt, ob ihres sonderbaren Verhaltens, bekamen die umstehenden Menschen die erlösende Erklärung, dass der bläuliche Rauch, den man unter der Kugel des Turmes aufsteigen sieht, nichts weiter sei als ein riesiger auf- und niederwiegender Mückenschwarm. Die Täuschung soll allerdings nach Aussagen aller Augenzeugen direkt frappierend gewesen sein. Mit einem solch freudigen Gefühl ist die Freiwillige Feuerwehr und mit ihr die ganze Einwohnerschaft Segebergs wohl noch nie von einer „Brandstätte“ gezogen wie an diesem Tag.
Dann gab es doch noch in jenem Jahr einen Großeinsatz für die Feuerwehr. Die Harmonie, Vereinslokal nicht nur der Freiwilligen Feuerwehr, sondern auch von vielen Segeberger Vereinen, hatte gerade durch eine Zwangsversteigerung einen neuen Besitzer erhalten. Da brannte die gesamte Immobilie vollständig ab. Trotz des schnellen Eingreifens der Segeberger Wehr konnte sie nur wenig ausrichten. Das im Ursprung 1820 erbaute Gebäude war in den Jahren immer weiter ausgebaut und hatte sogar einen Saal erhalten. Da fand das Feuer im alten Fachwerk und im Gebälk reichlich Nahrung. Noch im gleichen Jahr baute die Segeberger Baufirma Specht die Harmonie in neuem Stil und separatem Saaleingang wieder auf. Mit dem neuen Gebäude wurde Gastwirt Heinrich Marsen Eigentümer. Seine Schwiegereltern Jürgensen führten das Hotel „Stadt Lübeck“ am Marktplatz. Im Oktober 1909 kaufte Gastwirt Carl Sommer die gesamte Immobilie. Sommer sorgte dafür, dass das Haus 60 Jahre im Familienbesitz blieb. Er hatte in Hamburg sein Fach gelernt, arbeitete dann in der Provinz und danach zweieinhalb Jahre in London, bevor er mit der Harmonie sein Lebenswerk aufbaute.
Carl Sommer verstand es, seine Harmonie mit dem großen neuen Saal zu einer Stätte des kulturellen Lebens und des Vereinslebens in der Stadt zu machen. So fühlte sich auch die Segeberger Freiwillige Feuerwehr hier wohl und führte ihre Zusammenkünfte und ihre Veranstaltungen durch.
Quellen:
1 – Zastrow, Peter, Baurycza, Hans-Werner: Einst stand ein Kurhaus hoch über dem See, Segeberger Blätter, Bd. 4; EPV, Duderstadt, 2012
2 – Zastrow, Peter: Das allererste Fertighaus der Stadt, Segeberger Zeitung vom 10.05.2003
3 – Peters, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Segeberg., Festschrift zum XX. Provinzial Feuerwehrtag in Segeberg 1910, Seite 26, C.H. Wäser, Segeberg 1910
4 – Zastrow, Peter: Wo in Segeberg einst das Leben tobte. Segeberger Zeitung vom 10.12.2021
Geschichten aus der Chronik Jetzt geht es mit dem Automobillöschzug zur Brandstelle
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uf Wunsch des Landesbranddirektors Schmiedel beschloss der Vorstand der Feuerwehr im Februar 1932, ein Motorfahrzeug zu beschaffen. Für die damalige angespannte Wirtschaftslage ein kühner Entschluss, zumal die Stadt nicht in der Lage war, einen Zuschuss zu zahlen. Trotzdem fuhren Hauptmann Arthur Hellberg, Schriftwart Wilhelm Bahr und Gerätemeister Ernst Schweim nach Hamburg, um dort ein Fahrzeug mit 2 bis 2,5 Tonnen Traglast zu erwerben.
Die geforderten Preise für ein solches Fahrzeug konnten sie nicht von den 1.700 Reichsmark aus der mitgenommene Kameradschaftskasse der Wehr bezahlen. So entschieden sie nach kurzer Beratung, aus der Konkursmasse einen wenig gebrauchten Achtzylinder Daimler-Benz-Personenwagen, Baujahr 1929, mit einer 170 PS-Maschinen zu kaufen. Der erforderliche Umbau des Fahrzeugs sollte in Bad Segeberg erfolgen. Angesichts des Opfers aus der Kameradschaftskasse, gab die Stadtverwaltung die Zusicherung, die Unterhaltungskosten des Fahrzeuges zu übernehmen. Außerdem stellte die Stadt 1.800 Reichsmark für den Umbau zur Verfügung. Von den Segeberger Firmen Stellmacher Gustav Tödt und Stellmacher Adolf Göttsche, Malermeister Otto Bunge, Sattlermeister Friedrich Lienau und Schmiedemeister Wilhelm Fugelsang erfolgte der Um- und Ausbau zum Feuerwehrmannschaftswagen zu Gesamtkosten von 1.989,05 Reichsmark.
Zur Beschaffung der noch fehlenden Motorspritze stellte die Landesbrandkasse 3.000 Reichsmark zur Verfügung. Für 2.800 Reichsmark wurde eine Magirus-Motorspritze 800/1250 mit Fahrgestell und Elastikbereifung, ein Dreiwegehahn (Verteiler), ein Standrohr und ein Strahlrohr 52 Millimeter beschafft. So war die Segeberger Wehr für 6.489,05 Reichsmark Gesamtkosten zum ersten „Automobillöschzug“ des Kreises Segeberg gekommen. Die Motorspritze war übrigens die zehnte im Kreisgebiet.
Durch die finanzielle Unterstützung der Landesbranddirektion wurden die Segeberger verpflichtet, im Umkreis von fünf Kilometern kostenlos mit dem Automobillöschzug Hilfe zu leisten.
Die Abnahme des Automobillöschzuges fand am Donnerstag, 16. Juni 1932, um 15 Uhr am Spritzenhaus durch Landesbranddirektor Schmiedel statt. Nach einer kurzen Ansprache von Feuerwehrhauptmann Hellberg wurde der von frischem Lack funkelnde Mercedeswagen mit der Motorpumpe auf einem leichten Anhänger besichtigt. Dann startete die Abnahmefahrt, die unter Läuten der Glocke und unter Krächzen der Alarmhupe eine gute Zeit in Anspruch nahm. Kurz nach 16 Uhr fuhr der elegante 140 PS-Wagen von der Großen Seestraße kommend die Seepromenade bis zum Bootssteg. Hier hatte die Polizei und Feuerwehrleute die nötigen Absperrungsmaßnahmen getroffen, da sich sehr viele Schaulustige eingefunden hatten. Die Mannschaft sprang aus dem Wagen und tat die wenigen nötigen Handgriffe, um die Motorspritze abzuhängen und am Seeufer aufzustellen. Die schweren steifen Saugrohre hievten die Männer über den Bootssteg ins Wasser und brachten zwei Druckleitungen an. Dann wurde der Motor in Gang gesetzt und es gab eine ausgedehnte und teilweise lustige Spritzerei. Hierbei ging es um die Druckmessungen der verschiedenen Mündungsrohre. Das dickste Strahlrohre brachte bis 4.000 Liter in der Minute. Einige ängstliche Schaulustige glaubten schon bei dieser Strahlleistung feststellen zu müssen, dass der Wasserspiegel des Sees schon im Begriff sei zu sinken. Nachdem die Bäume am Ufer eine ausgiebige Duschen bekommen hatten, wurden die Schläuche verlängert und vier Schlauchleitungen bis zur Höhe des Kurhauses hinaufgelegt.
Auch jetzt ging der Strahl noch „haushoch“ in die Luft. So konnte eine an der Turmspitze des Kurhauses angebrachte Fackel damit gelöscht werden. Teilweise war der Druck für das alte Schlauchmaterial zu stark, sodass mehrere Stücke ausgewechselt werden mussten. Nachdem die Abnahmetabelle ausgefüllt war, wurde abgebaut. Gegen 6 Uhr trafen die Mannschaften wieder beim Spritzenhaus ein. Hier teilte der Landesbranddirektor das erfreuliche Ergebnis der Prüfung mit. Danach erschienen die Damen am Spritzenhaus und überreichten einen schönen Wimpel, den die Motorspritze auf ihren Fahrten mitführen wird. Dann begaben sich Feuerwehrleute mit ihren Damen und Gästen zum „Nachlöschen“ ins Hotel „Stadt Kiel“, später fand man sich zum Teil im Kurhaus wieder. Mit diesem Autolöschwagen stand die Segeberger Wehr nun an erster Stelle im Kreis Segeberg.
Quellen:
1 – Knies, Helmut, Segeberger Zeitung vom 26. 05. 1973
2 – Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 17.06.1932
3 – Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 16.01.1933
Geschichten aus der Chronik So bekam die Feuerwehr ihre erste Drehleiter
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is 1945 verfügte die Freiwillige Feuerwehr Bad Segeberg über eine 14-Meter fahrbare Anhänge-Ausziehleiter, die 1909 angeschafft wurde. Damit konnten die Brände in Bad Segeberg erfolgreich bekämpft werden. Doch eine Drehleiter fehlt der Segeberger Wehr, um noch erfolgreicher gegen den roten Hahn zu kämpfen. Besonders bei den auswärtigen Einsätzen zum Kriegsende nach den häufigen Luftangriffen in Hamburg, Lübeck und Neumünster fehlte ein solches Drehleiterfahrzeug.
Da brachte der Zufall der Segeberger Wehr ein solches Fahrzeug. In den Wirren der letzten Kriegstage erreichten viele Flüchtlingstrecks Bad Segeberg. Sie kamen zu Fuß, mit der Eisenbahn oder mit einem Pferdegespann. Ganz ungewöhnlich waren die fahrbaren Untersätze, mit denen Vertriebene aus Lodz (von 1940-1945 Litzmannstadt) Bad Segeberg erreichten. Sie waren mit zwei Feuerwehrfahrzeugen bis hierher gekommen. Eines der Fahrzeuge war die noch fahrbereit und mit Kraftstoff befüllte Drehleiter.
Das wenige Hab und Gut hatten sie auf die Feuerwehrfahrzeuge verladen und machten sich so auf dem Weg Richtung Westen und erreichten schließlich Bad Segeberg. Auf Befehl der britischen Besatzungsmacht mussten im Mai 1945 nicht nur alle Militärfahrzeuge der sich auflösenden Wehrmacht, sondern auch alle zivilen Pkw und Lkw abgegeben werden. Alle Fahrzeuge wurden auf der Rennkoppel deponiert. Auch die Drehleiter, mit der die Flüchtlinge aus Litzmannstadt gekommen waren, musste zur Rennkoppel gebracht werden.
Dieses Feuerwehrfahrzeug erregte natürlich gleich die Begehrlichkeiten der Segeberger Feuerwehrleute. Junge Damen und reichlich Spirituosen lenkte die britische Wachmannschaften auf der Rennkoppel ab. Das nutzten mehrere junge Männer, die Drehleiter vom Gelände zu schieben und schnurstracks in die Scheune des Landwirts Gustav Blehse an die Kurhausstraße 16 zu fahren. Hier wurde das Fahrzeug unter Stroh und Heu versteckt. Tagelang sollen die britischen Soldaten gesucht haben, jedoch ohne Erfolg. Als sich die britische Militärverwaltung in Bad Segeberg etabliert hatte, stimmte sie zu. Wenn die Drehleiter an die Feuerwehr übergeben würde, sei die Sache erledigt.
So kam die Freiwillige Feuerwehr Bad Segeberg zu ihrem ersten Drehleiterfahrzeug. Auf dem Schulhof der Bürgerschule (heute Gemeinschaftsschule am Seminarweg), neben dem Feuerwehrgerätehaus, wurde aus Wellblech eine halbrunde Unterstellmöglichkeit geschaffen. Bis zum Jahre 1973 versah sie ihren Dienst in der Kreisstadt. Danach wurde sie als „Spielgerät“ auf einem Spielplatz in der Südstadt verbracht und nach einiger Zeit über einen Schrotthändler entsorgt.
Quelle:
mündliche Berichte einiger Ehrenmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr