Harald Wieczorek spielt gleich drei Rollen am Kalkberg: Der Verwandlungskünstler
Bad Segeberg (ohe). Gerade einmal vier Minuten hat Harald Wieczorek Zeit, um sich von Abenteuerautor Karl May in den alten weisen Lehrer Klekih-petra zu verwandeln. Drei bis vier Helfer hat der Schauspieler, damit er rechtzeitig zum Auftritt Klekih-petras in die Freilichtbühne einreiten kann. Aber nicht nur das Kostüm ändert Harald Wieczorek in dieser kurzen Zeit. „Man muss die Rollen so spielen, dass sich auch der Typ verändert“, sagt Harald Wieczorek.
Er ist ein Profi. Nur die wenigsten Zuschauer in den Rängen bemerken, dass einundderselbe Schauspieler in gleich drei Rollen in der aktuellen Inszenierung von Winnetou I steckt. Neben dem Philosophen Klekih-petra und dem Schriftsteller Karl May spielt Harald Wieczorek auch den roten Bösewicht Tangua.
Für Harald Wieczorek ist der Wechsel zwischen den Rollen während eines Stücks nichts Neues. Er trat 1979 erstmals in der Freilichtbühne auf. Mit sieben Winnetous und unter sieben Regisseuren hat er gespielt. Gerade feierte Wieczorek seinen 75. Geburtstag. Bad Segeberg ist seine zweite Heimat geworden. Hier hat er Freunde, fühlt sich wohl und freut sich auf jeden Auftritt in der Freilichtarena. In diesem Jahr gefällt ihm das Stück besonders gut. „Michael Stamp hat das beste Buch geschrieben, das Team harmoniert wunderbar und besser als Regisseur Nicolas König hat noch niemand ein Stück am Kalkberg inszeniert. Noch in keinem Jahr hat ein Stück so gut zusammengepasst“, schwärmt Wieczorek.
Für den Schauspieler war es nicht selbstverständlich, noch einmal aufzutreten. „Die Möglichkeit, einmal Karl May selbst zu spielen, hat mich überzeugt“, sagt Wieczorek. Sechs Jahrzehnte lang hat er sich mit Karl May und dessen Werk beschäftigt. In die Rolle des Abenteuerautors zu schlüpfen, fiel ihm daher nicht schwer. „Beim ersten Auftritt als Karl May hatte ich Gänsehaut“, verrät Wieczorek.
Die 75 Lebensjahre sieht man dem gebürtigen Oberfranken nicht an. Er trainiert täglich eineinhalb Stunden, um sich fit zu halten. Im Sattel macht er manch‘ jüngerem Kollegen noch etwas vor.
Seit einigen Jahren ist Harald Wieczorek auch als Autor tätig. Gerade schreibt er an einem Krimi. „Der wird heftig“, meint Wieczorek.
Seit 25 Jahren ist ein amerikanischer Lederhut der Marke Baumann das Markenzeichen von Harald Wieczorek. Zu allen offiziellen Anlässen trägt er ihn. Die Schauspielerin Elke Sommer schenkte Harald Wieczorek den Hut zu seinem 50. Geburtstag.