Harvester schafft Lebensraum für Zauneidechsen
Damsdorf (ohe). Die Kiesgrube bei Damsdorf zählt zu den größten Zauneidechsenhabitaten in Schleswig-Holstein. 200 bis 400 erwachsene Individuen leben hier, schätzt Dr. Christian Dolnik von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Doch die Population geht zurück. Zauneidechsen lieben den Mix aus sandigen Stellen, kleinen Büschen und ein paar Teichen. In den vergangenen Jahren ist das Zauneidechsenzuhause immer weiter zugewachsen. Mit schwerem Gerät entfernen Arbeiter derzeit Pappeln und Birken aus der etwa 22 Meter tiefen Grube. Dabei gehen sie maßgeschneidert vor und entnehmen nur ausgesuchte Bäume. „Die für die Wildbienen so wichtigen Salweiden bleiben selbstverständlich stehen, denn: Sie decken den Tisch im Frühjahr, wenn die Bienen hungrig aus ihrer Winterruhe aufwachen“, erklärt Dr. Christian Dolnik, Projektleiter und Maßnahmen-Manager.
Der Holzeinschlag soll sicherstellen, dass die lichtliebenden Trockenrasen auf dem 20 Hektar großen Gebiet erhalten bleiben. Sandtrockenrasen und Magerrasen sind beide gesetzlich geschützte Lebensräume. Aber auch blütenreiche Kräuter wie Arznei-Thymian, Mausohr-Habichtskraut, Natternkopf sowie Sandlaufkäfer, Wildbienen, viele andere Insekten und die Zauneidechsen profitieren von den Gehölz-Arbeiten. Im Süden des triangelförmigen Geländes gibt es einen der landesweit bedeutendsten Bestände der leuchtend-lila-blühenden Wiesen-Glockenblume – auch ihr Fortbestand und ihre Ausbreitung wird damit gewährleistet.
Nicht alle Damsdorfer sind von den Holzfällarbeiten begeistert. Hier werde auch ein Stück Natur zerstört, wendet ein Beobachter ein. Die Kiesgrube bei Damsdorf ist seit 30 Jahren außer Betrieb. Seither siedelten sich nicht nur Zauneidechsen in dem Gebiet an. Auch Gehölze wachsen hier und ein Sperber hat seinen Horst in einem der Bäume gebaut. Doch wo die streng geschützte Zauneidechse lebt, genießt deren Schutz absolute Priorität.
Bis vor drei Jahren beweideten Robustrinder einen Teil der Kiesgrube. Sie fanden zu wenig Futter, da ein Rudel von rund 40 Hirschen das Gebiet als Rückzugsort nutzt. Junge Triebe und herunterhängende Äste fressen die Hirsche ab. Dr. Christian Dolnik rechnet daher erst in 15 Jahren mit erneuten Holzeinschlägen in der Kiesgrube.