Historiker möchte Museumsbunker aus dem Dornröschenschlaf erwecken: Einzigartige Perle für Trappenkamp
Trappenkamp (ohe). „Der Museumsbunker ist eine Perle für Trappenkamp“, meint Matthias Model. Der Historiker gehört seit Jahresbeginn zu dem Team von Ehrenamtlern, das sich um das kleine Museum kümmert. Model möchte es gern aus dem Dornröschenschlaf erwecken.
„Das Museum hat viel Potential. Die Geschichte Trappenkamps ist einzigartig“, sagt Model. Das einstige Munitionslager wurde nach Kriegsende zum Auffangs-ort für Vertriebene. „In Trappenkamp waren die Schleswig-Holsteiner eine Minderheit“, sagt Matthias Model. Es mangelte an vielem. Doch bei der Versorgung mit Strom und Telefonanschlüssen waren die Trappenkamper vielen Alteingesessenen aus den umliegenden Dörfern voraus.
Wer den Bunker allein besucht, dem erschließen sich nur lückenhafte Bilder Trappenkamps Geschichte. Nur wenn Renate Liesenfeld oder ihre Mitstreiter Reinhard Bronsart und Dirk Hanich-Daniels Besuchern die Geschichten zu den Exponaten erzählen, bekommt alles einen Sinn. Stangenglas, selbstgebaute Handpuppen, Häkelgardinen, aus Munitonskisten gebaute Stühle, Essensmarken und vieles mehr liegt eng an eng im Museumsbunker. Erklärungen dazu liefern nur die ehrenamtlichen Führer. Ein Mix aus unterschiedlichen Strahlern und Leuchten bringt etwas Licht in die fensterlosen Räume des Bunkers. „Warum hängt der russische Rubelschein an der Wand?“, fragt Matthias Model. Die Antwort will der Historiker nun selbst herausfinden.
„Die Exponate müssen dringend inventarisiert werden“, meint Model. Er ist bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Nur ganz auf ehrenamtlicher Basis will er diese zeitintensive Aufgabe nicht leisten. Ein weiteres Problem des Museumsbunkers ist die räumliche Enge. Zwischen Schautafeln und Vitrinen kann sich ein einzelner Besucher gerade so hindurchschlängeln. Wer wissen will, was aus den ehemals 100 Bunkern geworden ist, der muss in die Knie gehen, da es am nötigen Abstand zur Schautafel fehlt. „60 Bunker stehen heute noch“, weiß Renate Liesenfeld.
„Moderne Museen erzählen heute Geschichte“, sagt Matthias Model und führt als Beispiel unter anderem das Hansemuseum in Lübeck an. Das wünscht er sich auch für Trappenkamp. Jetzt sei es wichtig, Zeitzeugen zu befragen und audiovisuelle Aufnahmen zu fertigen, meint Model. Noch leben in Trappenkamp viele, die die Zeit des Aufbaus nach dem Krieg miterlebt haben. „Der Museumsbunker ist eine Perle. Daraus kann ein Leuchtturmprojekt für Trappenkamp werden“, meint Model. Er glaubt, dass die einzigartige Geschichte des Ortes auch Touristen locken wird. Matthias Model glaubt, dass das Projekt innerhalb von fünf Jahren inklusive baulicher Erweiterung zu schaffen sei. Für die Inventarisierung der Sammlung und eine Modernisierung der Ausstellung setzt er zwei Jahre an.
Bislang verfügt das kleine Museum noch nicht einmal über eine Toilette. „Wir dürfen die Toiletten der benachbarten Volhochschule nutzen“, sagt Renate Liesenfeld.
Zur Zeit ist der Museumsbunker nur jeden zweiten Sonnabend im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen können unter der Rufnummer 04323/23 87 bei Renate Liesenfeld gesonderte Termine erfragen.
Matthias Model ist Asperger Autist
M
it seiner Erkrankung geht Matthias Model ganz offen um. Model ist Asperger Autist. Er kann detailgenau beurteilen und verfügt über analytisches und logisches Denken. Im beruflichen Umfeld weisen Asperger Autisten häufig ein sehr hohes Wissen in ihren Spezialgebieten auf. „Ich funktioniere binär. Ich leiste 120 Prozent oder null“, sagt Matthias Model. Sein Problem ist, dass er die Emotionen anderer Menschen in deren Gesichtern nicht erkennen kann. Mit seiner Frau unterhält er sich daher gern auch einmal per WhatsApp. „Die Emojis sind eine grandiose Erfindung“, sagt Model. Aufgrund seiner Erkrankung hat der Historiker derzeit keine Festanstellung. Ein Job auf Honorarbasis wäre ihm ohnehin lieber, da er sich die Arbeitszeiten dann frei einteilen kann.