Inge und Hans-Heinrich Rickert sind seit 70 Jahren verheiratet
Geschendorf (mq). Einen langen Weg hat Inge Rickert zurückgelegt, bevor sie ihren Mann Hans-Heinrich kennengelernt hat. Aus Ostpreußen floh sie mit ihrer Mutter und drei Brüdern im Winter 1945 vor den heranrückenden russischen Truppen. Über viele Stationen landete sie schließlich in Geschendorf, wo sie auf den Hof Hauschildt in Stellung ging. „Dort habe ich Inge gesehen und sofort gedacht: Da muss ich ein Auge drauf haben“, sagt Hans-Heinrich Rickert. Am vergangenen Montag war das Paar 70 Jahre verheiratet und feierte im Kreis der Familie und Freunden seine Gnadenhochzeit.
Dabei war der erste Eindruck, den Hans-Heinrich Rickert von seiner künftige Frau erhielt, etwas kurios. „Inge lief mit Lockenwicklern in den Haaren und einem Kochlöffel in der Hand hinter einem Hund her, der einen Schinken geklaut hatte“, erinnert sich der 95-Jährige. Das hielt den jungen Landwirt aber nicht davon ab, seiner Inge den Hof zu machen. So besuchten beide das wöchentliche Kino im Dorfkrug Lindenhof. „Und dann ging das schnell“, sagt die 89-jährige.
Am 6. März 1953 gaben sich die beiden das Ja-Wort in der Pronstorfer Vicelinkirche. Da war Tochter Ingrid schon unterwegs, die im August 1953 geboren wurden. Zuerst lebte die junge Familie auf dem Bauernhof von Hans-Heinrichs Eltern. Den Hof übernahm der jüngere Bruder, Hans-Heinrich Rickert wurde Milchkontrolleur in Strukdorf und Westerrade.
Fünf Jahre lang lebten sie in der Alten Sparkasse in ihrer ersten eigenen Wohnung. 1963 bezogen sie das Haus in der Dorfstraße, in dem sie heute noch leben. Dort wohnte die Großmutter, die das junge Paar bis zu ihrem Tod pflegte. Beruflich ging es auch voran, denn Hans-Heinrich Rickert begann 1957 bei der Post. 17 Jahre brachte er Briefe und Pakete mit dem Fahrrad in Geschendorf, Steinbek und Söhren aus. Anschließend war er weitere 17 Jahre mit dem Postauto von Bad Segeberg aus im Einsatz. Auch Inge Rickert arbeitete 24 Jahre lang bei der Post in Geschendorf.
1955 wurde Tochter Marita geboren, 1969 folgte Sohn Rainer. Sechs Enkel hat das Paar heute. Tragischerweise erkrankte ihre Tochter Ingrid an MS. Als sie in ihrer Wohnung in Lübeck nicht mehr allein zurechtkam, holten Hans-Heinrich und Inge Rickert ihre Tochter nach Geschendorf, bauten an und pflegten Ingrid bis zu ihrem Tod im Jahr 2005. „Das war nicht immer einfach“, sagt Inge Rickert.
Glück hatte Hans-Heinrich Rickert indes, als er im August 1990 beim Pflaumenpflücken von der Leiter fiel. „Da habe ich mir zehn Rippen gebrochen“, sagt er. Weil in Geschendorf mit Dr. Arndt ein Arzt gleich zu Stelle war, wurde ihm schnell geholfen. Mit dem Rettungshubschrauber wurde Rickert nach Lübeck in die Klinik geflogen. „Da habe ich ein paar Wochen im Krankenhaus gelegen, wurde zu Beginn sogar ins künstliche Koma versetzt“, sagt Hans-Heinrich Rickert. Aber schon während der Reha arbeitete aus Langeweile schon wieder im Garten. Seine Leidenschaft galt der Freiwilligen Feuerwehr Geschendorf, in der seit 1947 Mitglied ist.
Nach wie vor lebt das Paar in seinem Geschendorfer Haus, kommt gut zurecht und wird von der nebenan lebenden Tochter Marita unterstützt.
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