Landwirtschaftskammer zeichnete Schafzüchter Hardy Marienfeld aus: Stur, robust und wetterfest wie die Schafe
Blunk (ohe). Schafbock Nils streckt den Kopf nach vorn. Er genießt es, von Schäfer Hardy Marienfeld gekrault zu werden. „Nils muss man etwas begöschern“, sagt Hardy Marienfeld. Sonst kann es schon einmal passieren, dass Besucher auf der Koppel unsanft gestoßen werden. Und so viel Besuch wie in der vergangenen Woche hatte die 64-köpfige Herde Pommerscher Landschafe selten.
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein zeichnete den Schafzuchtbetrieb von Hardy Marienfeld in Blunk mit dem Ehrenpreis für beispielhafte Tierhaltung aus. Seit 40 Jahren züchtet Hardy Marienfeld Schafe. Als der Föhrer begann, Pommersche Landschafe zu züchten, erntete er von Kollegen zunächst häufig Spott. Die Schafe von der roten Liste der aussterbenden Arten galten als unwirtschaftlich. Doch Hardy Marienfeld liebt die Rasse. „Wir kommen bestens miteinander klar. Die Pommerschen Landschafe sind wie ich: wetterfest, stur und robust“, sagt Marienfeld. Er schätzt die Pommerschen Landschafe, weil sie nicht so anspruchsvoll sind und kleine Fehler schon mal wegstecken.
Das ist Hardy Marienfeld wichtig, da er im Hauptberuf als Fachkraft für Berufs- und Arbeitspädagogik in Lübeck tätig ist. Wenn er nach dem Dienst nach Hause zu seinen Schafen auf den Archehof Bredland in Blunk kommt, beginnt für ihn die Leidenschaft. Als Hobby bezeichnet er seine Zucht trotzdem nicht. Ihm ist es wichtig, dass sein Betrieb wirtschaftlich arbeitet. Das gelingt ihm unter anderem durch die Direktvermarktung des Schaffleisches über die Internetplattform www.gutes-vom-hof.sh.de. Auch für die Wolle seiner Schafe hat Hardy Marienfeld Vermarktungswege gefunden. Die Firma Nordwolle nimmt die blau bis graue Wolle der rauwolligen Pommerschen Landschafe ab. Sie gilt als besonders wind- und wasserabweisend.
Den Arche Hof Bredland bewirtschaftet Hardy Marienfeld gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Inken Mohr. Beide zogen vor 20 Jahren von der Insel Föhr aufs Festland nach Blunk. Die Reetdachkate mit dem Grundstück entdeckten sie damals durch eine Anzeige in Basses Blatt.
Sorge bereitet Hardy Marienfeld das Wolfsrudel, das Teile seines zehn Hektar großen Weidegebietes durchwandert. Noch kam es zu keinen Rissen. Früher ließ er seine Schafe bis in den Februar auf den Flächen. Heute stallt er sie vor der Lammzeit im Dezember auf. Seine Zaunanlage hat er verdoppelt. An wolfssichere Zäune glaubt der Schäfer nicht.
Kammerpräsidentin Ute Volquardsen lobte Hardy Marienfeld als anerkannten Fachmann und Multitalent. Hardy Marienfeld gibt sein Wissen unter anderem in Schur- und Tierbeurteilungslehrgängen weiter. Er setzt sich im Vorstand des Landesverbandes der Schafzüchter für die Öffentlichkeitsarbeit ein.
Als Hardy Marienfeld mit der Schafzucht begann, gab es in Westdeutschland nur sechs Züchter der rauwolligen Pommerschen Landschafe. „Heute gibt es in Schleswig-Holstein schon über zehn Züchter“, sagt Hardy Marienfeld. Ihm gelang es schon vor der deutschen Wiedervereinigung, einen Bock auf der Insel Rügen zu kaufen. Wie er den damals über die Grenze bekam und wie die Mecklenburger Schafzüchter auf seine ersten Zuchterfolge mit dem Bock reagierten, erzählte Hardy Marienfeld an der Kaffeetafel den Gästen der Preisverleihung.