Schülerinnen erforschten Schicksal jüdischer Familie
Bad Segeberg (ohe). Gab es an der Dahlmannschule Schüler oder Schülerinnen, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden? Josefine Baier und Lara Wittig stellten sich diese Frage nach einem Schulprojekt über den jüdischen Friedhof in Bad Segeberg. Mit Unterstützung von Axel Winkler und Hans-Werner Baurycza gingen die beiden Dahlmannschülerinnen dieser Frage auf den Grund. Im Bad Segeberger Stadtarchiv wurden die beiden Schülerinnen schnell fündig. In den Prüfungsunterlagen der Dahlmannschule von 1928 entdeckten sie die Englischarbeit, den Deutschaufsatz und eine Mathematikklausur von Frieda Steinhof. Für ihre Eltern Moritz und Dina Steinhof sowie die Geschwister Selma und Paula wurden bereits 2010 vor dem Haus in der Lübecker Straße 12 Stolpersteine verlegt. Sie alle kamen als Verfolgte des Nazi-Regimes ums Leben. Frieda und ihre Geschwister Flory und Cäsar flohen und überlebten.
Stolpersteine bekamen bis 2011 nur Personen, die aufgrund der Verfolgung durch das Naziregime verstarben. Das hat sich geändert. Heute können auch überlebende Opfer einen Stolperstein bekommen. Am Mittwoch, 5. Juni, wollen Josefine Baier und Lara Wittig für Flory, Cäsar und Frieda Steinhof drei Stolpersteine vor dem Haus in der Lübecker Straße 12 verlegen. Frieda Steinhof ist der 50. Stolperstein in Bad Segeberg zugedacht.
„Wir wollten die Lebensgeschichte der Verfolgungsopfer kennen und wissen, was für Menschen sie waren“, sagt Lara Wittig. „So wird Geschichte lebendig“, fügt Josefine Baier hinzu. Ihnen hat die Arbeit an dem Sonderheft in der Reihe Der Nationalsozialismus in Bad Segeberg viel Spaß gemacht. Die kleinen Ereignisse vor Ort schildern den Alltag zur Zeit des Nationalsozialismus besser als die Daten in den Geschichtsbüchern.
Mit 13 weiteren Dahlmannschülern und Dahlmannschülerinnen ließen sich Lara Wittig und Josefine Baier zu Stolper-steinguides ausbilden. Sie führen Mitschüler und Mitschülerinnen sowie Gastschüler und Gastschülerinnen zu den Stolpersteinen in Bad Segeberg und berichten über die Schicksale der Verfolgten.