Sülfelds Eisenbahngeschichte endete vor 50 Jahren

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Sülfelds Eisenbahngeschichte endete vor 50 Jahren

Der Schienenbusbetrieb der EBOE mit dem sogenannten Dornkaat-Express wurde im September 1973 eingestellt.Fotos: Archiv Bärwald

Sülfeld (ub). In diesen Tagen ist es genau 50 Jahre her, dass für Sülfeld die Eisenbahnära zu Ende gegangen ist: am 30. September 1973 wurde der Personenverkehr auf der Eisenbahnstrecke der EBOE, der Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn auch durch Sülfeld eingestellt, wenige Wochen wurden nur noch Feldfrüchte  auf der Strecke transportiert, im Dezember 1973 wurde dann auch dieser Betrieb endgültig eingestellt.

Der 9. Juni 1907 war ein großer Tag für die Gemeinde  Sülfeld, die Eisenbahnlinie  EBO hatte den Betrieb von Barmstedt nach Oldesloe aufgenommen, Sülfeld hatte Anschluss an das Eisenbahnnetz gefunden, die erste nEisenbahnzüge hielten im neuen Sülfelder Bahnhof. Bereits 1884 gründete sich ein sogenanntes Commitee zur Verwirklichung der Eisenbahnlinie Elmshorn-Oldesloe; diese kürzeste Ost-West-Verbindung sollte eine direkte Verbindung zwischen Nordsee und Ostsee herstellen. Die Realisierung dieses Planes dauerte aber noch. 1890 wurde zunächst die Eisenbahnverbindung Hagenow-Oldesloe beschlossen, in der Folge wurde die Elmshorn-Barmstedter Eisenbahn AG 1894 gegründet, diese Kleinbahn nahm am 15. Juli 1896 ihren Betrieb auf. Von Anbeginn bestand jedoch der Plan, diese Verbindung über Barmstedt hinaus nach Oldesloe  weiterzuführen. Zur Schaffung dieser Eisenbahnverbindung erfolgte durch Verschmelzung die Gründung der notwendigen Eisenbahngesellschaft 1902. 1904 wurde die Conzession zum Bahnbau erteilt. Bereits 1897 hatte die Gemeinde Sülfeld für diesen Bahnbau zwölf Aktien a 1.000 Reichsmark gezeichnet  und für den Bau des Sülfelder Bahnhofs  ein Areal des Hufners Timm der Bahngesellschaft zur Verfügung gestellt. Gründer der neuen Eisenbahn-Gesellschaft waren  der Preußische Staat,  die Städte Elmshorn, Barmstedt und Oldesloe, die Kreise Segeberg und Stormarn, die Gemeinden Alveslohe, Ulzburg, Langeln, Henstedt, Wakendorf II, Itzstedt, Nahe und Sülfeld sowie 39 Einzelpersonen. Diese neue Bahnlinie konnte am 9. Juni 1907 ihren Betrieb auch durch den Bahnhof Sülfeld aufnehmen. Neben dem Personenverkehr wurde unter anderem Stroh aus Mecklenburg, Holz von Schiffen im Lübecker Hafen,  Zement aus Itzehoe, Düngemittel aus Brunsbüttel, Getreide und Mühlenerzeugnisse aus Elmshorn  auf dieser Ost-West-Trasse transportiert, 1943 und 1944 über 12 Millionen Tonnen. Im Zuge des Weltkrieges verkehrten zahlreiche Militär-, Lazarett- und Flüchtlingszüge durchgehend von Elmshorn  nach Bad Oldesloe und umgekehrt auf der Strecke. 1947 erreichte der Personentransport auf der Eisenbahnstrecke mit zwei Millionen Fahrgästen den Höchststand. Bereits 1959 war die EBO aber akut von der Stilllegung bedroht: Kosten durch steigende Löhne und Gehälter, erforderliche  Investitionen  im Fahrzeugpark,  dringend notwendige Ausbesserungsarbeiten am Oberbau der Bahnstrecke  konnten  nicht mehr durch  die eingenommenen  Beförderungsentgelte gedeckt werden. Die Landesregierung in Kiel lehnte aber den Stilllegungsantrag der Eisenbahngesellschaft für den Personenbeförderungsverkehr von Barmstedt nach Bad Oldesloe 1959 ab und sanierte die Finanzen, fast alle Aktien wurden vom Land übernommen, der Betrieb wurde modernisiert und rationalisiert. Aber  1973 kam dann doch das endgültige Aus für diese Bahnstrecke: das Land Schleswig-Holstein als Hauptaktionär mit 93 Prozent war nicht bereit,  den Verlust der Bahnlinie, 1972 bereits 635.000 D-Mark, zu tragen. Die seinerzeit vom Land beauftragte Betriebsanalyse ergab bis 1980 einen Investitionsbedarf  zur Gewährleistung und zur Aufrechterhaltung der Betriebssicherheit des Oberbaus der Bahnlinie von 28 Millionen D-Mark, hinzu kamen Aufwendungen  für die dringende Erneuerung des Fuhrparks. Dieser Betrag wurde vom Land als wesentlichem Hauptaktionär aber auch von den betroffenen Kommunen an der Bahnlinie nicht aufgebracht. In der Bevölkerung regte sich massiver Widerstand gegen die bevorstehende Stilllegung dieser Bahnstrecke der EBOE; Parteien, Initiativen, Bürgermeister, Betriebsrat, Personal, alle kämpften für den Erhalt ihrer Bahn; doch am 25. Juni 1973 beschloss die  Landesregierung in Kiel: Einstellung des Schienenverkehrs von Barmstedt nach Bad Oldesloe und Einführung eines Ersatzverkehrs mit Omnibussen; das endgültige Aus für diese Bahn. Zum 30. September 1973, vor genau 50 Jahren, wurde die Personenbeförderung eingestellt, es fuhren nun Busse. Die Güterbeförderung  auf diesem Abschnitt wurde bis zum Abschluss der Zuckerrübenernte fortgeführt. Am 23. Dezember 1973 fuhr der letzte Güterzug auf dieser Strecke der EBOE.

Was bleibt sind Erinnerungen an eine liebgewonnene  Beförderungsmöglichkeit in die benachbarte Kreis- und Schulstadt und in die weiteren Nachbargemeinden für Schüler und Arbeitende, Besucher, Einkäufer mittels dem Doornkaat-Express auf der Linie der EBOE, der Elmshorn Barmstedt Oldesloer Eisenbahn oder der Eine Bummelei ohne Ende-Fahrlinie. In Sülfeld erinnern die Straßenzüge An der Bahn und Bahnhofstraße an diese Zeitepoche. In den 1950 er Jahren wurden  im Streckenabschnitt Sülfeld-Itzstedt-Nahe am Moor Szenen  des  bekannte Anti-Kriegskinofilms Unruhige Nacht  mit Hansjörg Felmy, Bernhard Wicki, Ulla Jacobsson, Joseph Offenbach und Werner Hinz gedreht. Und der Bahnhof? Versucht wurde, diesen Bahnhof einer norddeutschen Kleinbahn als unverändertes Bauwerk seit seiner Errichtung 1905 nach der Streckenstilllegung ins Freilichtmuseum Kiel-Molfsee zu transferieren – vergebens. Nach Ausschreibung durch die Kommune gab es zudem 1994 von privater Seite ein detailliert ausgearbeitetes Konzept für eine Erlebnisgastronomie mit Kleinkunstbühne Bahnhof Sülfeld, auch eine  historische Dampflokomotive der Reichsbahn der DDR war seinerzeit hierfür bereits akquiriert worden, leider ebenfalls vergebens. Die Gemeinde Sülfeld als Eigentümerin entschied sich für eine finanzielle Verwertung des Areals als Bauland. Es blieb danach nur noch der Abriss des historischen Bahnhofs von 1905. Heute gibt es keinerlei Gastronomie  oder Bürgerzentrum für das Gemeinwohl in Sülfeld – eine vergebene Chance und nur noch Erinnerung an eine besondere Eisenbahn-Ära für ältere Mitbürger.


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