25 Jahre Sea & Sun Technology: Spitzentechnologie aus Trappenkamp ist weltweit gefragt
Trappenkamp (ohe). Heinz Schelwat empfängt seine Gäste ungern in seinem Büro. Lieber trifft sich der President und CEO der Sea & Sun Technology GmbH mit seinen Geschäftskunden und Mitarbeitern bei Franco in der benachbarten Pizzeria. Hier hat er seinen Stammplatz. Etwas abgeschirmt vom allgemeinen Trubel im Restaurant redet er mit seinen Gästen aus aller Welt bei Bier und Pasta über Innovationen in der Meerestechnik und Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Anekdoten aus dem schillernden Lebensalltag des Trappenkamper Geschäftsmannes kommen dabei nie zu kurz. „Hier bei Franco redet man ganz anders, als bei mir im Büro“, sagt Heinz Schelwat. Schnell erreicht er so eine Vertrautheit.
Vor 25 Jahren gründete Heinz Schelwat das Unternehmen. Der Elektrotechniker war zuvor für die Firma ME Meerestechnik in Trappenkamp tätig. Die meldete damals Konkurs an. Da die Produkte des Unternehmens gefragt waren, fasste Schelwat den Mut und baute ein eigenes Unternehmen auf. Die alte Feuerwache (heute Bauhof) war der erste Betriebssitz. Sonden und Lösungen für den maritimen und limnischen Sektor zur Messung der Wasserqualität sind das Hauptgeschäftsgebiet der Firma Sea & Sun Technologie. Die Hightech Systemlösungen für die Wassermessungen sind weltweit gefragt. Sie messen die Eisschmelze unter 750 Meter dickem Eis im Polarmeer und kontrollieren geflutete Bergwerksstollen. Das Land Schleswig-Holstein setzt die Sonden zur Beprobung von Seen ein. Die hochpräzise Multiparametersonden sind in Wassertiefen bis zu 11.000 Metern Tiefe einsetzbar. „Das kann weltweit nur noch ein anderes Unternehmen“, sagt Heinz Schelwat.
Sein Team geht gern auf alle Wünsche der Kunden ein und erfüllt deren Anforderungen. Zum zweiten Mal wurde Sea & Sun in diesem Jahr unter die Top 100 der innovativsten Unternehmen Deutschlands gewählt. Heinz Schelwat mag Herausforderungen und ist immer für Neues offen. Sein neuestes Projekt: Er will die Energie und Kraft von Wellen messen und zwar dort, wo sie am höchsten sind, am Wellenkamm. Dazu entwickelt Sea & Sun Sensoren, die unter Surfbrettern angebracht werden. Die besten Surfer der Welt sollen damit vor Hawaii auf den Wellen reiten und für die Messergebnisse sorgen.
Sonnenernergie neben
Meerestechnik
Die Firma Sea & Sun entwickelte sich gut. Neben der Meerestechnik setzte Heinz Schelwat auf Sonnenenergie. Auf vielen Dächern installierte das Unternehmen Photovoltaikanlagen. 70 Mitarbeiter beschäftigte Sea & Sun in Spitzenzeiten. Auch kleine Blockheizkraftwerke bot das Unternehmen an. Sea &Sun Technologie benötigte mehr Platz. Die Firma Freitag-Electronic schloss ihr Werk in Trappenkamp und Heinz Schelwat übernahm den Bau 2008. „Das war ein Sprung von 450 Quadratmeter auf 14.500 Quadratmeter“, erzählt Heinz Schelwat. Er gab einen Teil der Fläche an die Nachbarfirma Hako ab und behielt 4.000 Quadratmeter für Sea & Sun Technologie.
Mit der Kürzung der Förderungen für Photovoltaikanlagen, ging die Nachfrage deutlich zurück. Einen weiteren Rückschlag erhielt das Unternehmen durch den Tod des Gesellschafters Christoph Kleuters. Der Investor und Geschäftsmann aus Erkelenz wurde 2014 auf einer Geschäftsreise in Caracas (Venezuela) erschossen. Kleuters Erben hatten kein Interesse an Sea & Sun. Schelwat kaufte daher die Anteile zurück und zog sich aus dem Solargeschäft zurück.
Es waren Zufälle, die zur Gründung der Tochterfirma Sea & Sun Organic führten. Heinz Schelwat selbst glaubt an Vorherbestimmung. Mit seiner Frau Annemarie war er in Gönnebek, um Tomaten zu kaufen. Dabei sah er das Verkaufsschild an einem leer stehenden Gewächshaus. So kaufte seine Frau die Tomaten, er das Gewächshaus. Zunächst plante er darauf eine Solaranlage zu installieren. Heute produziert Sea & Sun auf der 6.000 Quadratmeter großen Gewächshausfläche Algen. Schelwat ist nach wie vor fasziniert von dem rasanten Wachstum der Algen. Der neue grüne Zweig von Sea & Sun steht dabei für die Kultivierung von Mikroalgen, einem stark wachsenden Markt mit großem wirtschaftlichen Potenzial und einer Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten. Der Geschäftsbereich umfasst die Herstellung von Mikroalgenbiomasse, die Entwicklung innovativer, Mikroalgen-basierter Produkte sowie die Erforschung von nachhaltigen- und energieeffizienten Produktionssystemen.
Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika stellt das Unternehmen aus Algen her. Algenial ist ein Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin E und natürlichem Astaxanthin. In mehreren Studien lässt Sea & Sun Algenial derzeit testen. Heinz Schelwat glaubt, dass Algenial die feuchte Makuladegeneration stoppen kann. Auch die Augenklinik an der Kieler Universitätsklinik untersucht das Mittel. Die Kieler Professorin Dr. Alexa Karina Klettner betreut die Studie.
Mitarbeiter händeringend gesucht
Sea & Sun Technology beschäftigt derzeit 35 Angestellte. „Wir suchen händeringend Personal“, sagt Heinz Schelwat. Ob Handwerker oder Wissenschaftler ist Heinz Schelwat bei der Personalsuche egal. Wir bilden sowieso jeden selbst aus“, sagt Schelwat. Die magere Personaldecke ist momentan die größte Wachstumsbremse. Gerade hat Heinz Schelwat einen ehemaligen Buchhalter aus dem Jemen eingestellt. Lange hat der nach einem Job gesucht. Jetzt arbeitet er für Sea & Sun und ist glücklich dabei. Bewerben können sich in dem Trappenkamper Unternehmen alle. „Wenn die Chemie stimmt, schaffen wir den passenden Job“, sagt Schelwat.
Viele Jahre konzentrierte sich Sea & Sun bei der Personalsuche auf Studenten und junge Wissenschaftler. „Das war falsch. wir müssen früher beginnen, junge Menschen für Naturwissenschaften zu interessieren“, sagt Schelwat. Sea & Sun Technologie hat nun einen Kooperationsvertrag mit dem Städtischen Gymnasium in Bad Segeberg geschlossen. Bei Besuchen im Trappenkamper Unternehmen und über Praktika versucht sein Team, Schüler und Schülerinnen für Biologie, Physik und Meerestechnologie zu begeistern. Beginnen die Abiturienten dann ein Naturwissenschaftliches Studium, hat sich der Einsatz gelohnt. Und vielleicht kommt nach dem Studium der eine oder die andere zurück nach Trappenkamp. ohe
Begehrt bei Investoren
Heinz Schelwat ist am 29. Februar 63 Jahre alt geworden. Er zählt anders und rechnet nur die Schaltjahre. Demnach ist er gerade 16 Jahre alt. Ans Aufhören denkt Schelwat noch lange nicht. „Ich will arbeiten, bis ich tot umfalle“, scherzt Heinz Schelwat. Es gibt eine Reihe von Investoren, die Interesse an dem Trappenkamper Unternehmen haben. „Immer mehr wollen in Wasser investieren, wissen aber nicht wo“, sagt Heinz Schelwat. Wer recherchiert, stößt irgendwann immer auf Sea & Sun Technology. Teilhaber hat Sea & Sun Technology unter anderem in China. ohe