Rückgang an Taxikonzessionen bringt Segeberger Kliniken in Not: Warten auf das Taxi

Redakteure vom Dienst

Sie haben eine interessante Geschichte? Kontaktieren Sie unsere Redakteure vom Dienst.

Gerald Henseler
Tel. 04551 - 99 00-30
Fax 04551 - 99 00-33
E-Mail

Dirk Marquardt
Tel. 04551 - 99 00-31
Fax 04551 - 99 00-33
E-Mail

von Gerald Henseler

Rückgang an Taxikonzessionen bringt Segeberger Kliniken in Not: Warten auf das Taxi

Die Taxistände in Bad Segeberg, wie hier am ZOB, sind immer öfter verwaist. Fotos: ohe

Bad Segeberg (ohe). Nachts in Bad Segeberg ein Taxi zu bekommen, das ist schwer, teilweise sogar unmöglich. Bei manchen Unternehmen geht niemand mehr ans Telefon, andere sind überlastet. Davon betroffen sind nicht nur Nachtschwärmer und Partygänger. Auch die Segeberger Kliniken beklagen den Notstand. Das Unternehmen gibt viele Kurierfahrten an örtliche Taxiunternehmen ab. Das funktioniert derzeit schlecht oder gar nicht.

„Wir müssen Fahrer unseres Technischen Notdienstes für Fahrten einsetzen“, beschreibt Niels Oumar, Technischer Leiter der Abteilung Haustechnik der Segeberger Kliniken, die Situation. Im Notfall fehlen die Mitarbeiter dann aber an anderer Stelle. Bei nächtlichen Kurierfahrten handelt es sich in der Regel um dringende Fälle, die sich aus medizinischen Gründen nicht aufschieben lassen. Angesichts der angespannten Lage überlegen die Kliniken, einen eigenen Fahrdienst aufzubauen. „Eine externe Lösung wäre uns lieber“, sagt Oumar.

Das Taxiunternehmen 3 mal 89 übernahm in der Vergangenheit einen Großteil der Kurierfahrten. Inhaber Ingo Schmahlfeldt schätzt, dass seine Wagen monatlich rund 1.000 Stadt- und Kurierfahrten für die Kliniken übernommen haben. Im Rahmen eines Rechtsstreites mit dem Kreis Segeberg verlor Ingo Schmahlfeldt alle Taxi-Konzessionen. Schmahlfeldts Unternehmen war mit 22 Wagen das größte in der Kreisstadt. Während der Corona-Pandemie schaffte er selbst drei Wagen ab. Die verbliebenen 19 Taxis hatten nach Schmahlfeldts Einschätzung aber immer noch einen Marktanteil von etwa 40 Prozent.

Im Kreis Segeberg ist die Anzahl der Taxikonzessionen rückläufig. Kreisweit hat sich die Anzahl von 2019 (238) bis heute (199) um 17 Prozent verringert. In der Stadt  Bad Segeberg ist der Rückgang drastischer (- 44 %)Von 39 Taxikonzessionen im  Jahr 2019 sind aktuell nur noch 22 in Bad Segeberg vergeben.

„Wir tun alles dafür, um die Situation abzufedern und stellen uns auf die neue Situation ein“, erklärt Markus Seiffert von der Firma Taxi Seiffert. Sein Team arbeitet momentan am Limit. Bei einer so extremen Verlagerung könne von einem Tag auf den anderen nicht alles funktionieren, meint Seiffert. Er geht aber davon aus, dass der Markt die Situation in nächster Zeit regelt. Neue Fahrzeuge und genügend Fahrer seinen allerdings momentan schwer zu bekommen.

„Bisher hatten wir keinen Zweifel daran, dass das vorhandene Taxenangebot hierfür ausreichend ist“, erklärt Sabrina Müller.  Die Bad Segeberger Taxenbetriebe beschreiben derzeit eine angespannte Verkehrssituation, die jedoch allein auf die Nachfrage der Kliniken zurückzuführen sein soll. Das übliche Taxengeschäft könnte grundsätzlich bewältigt werden. Bürger*innen aus Bad Segeberg müssten sich jedoch unter Umständen auf längere Wartezeiten einstellen. Dass keine Beförderungen erfolgen, ist bei uns bislang nicht bekannt. Wir haben sehr etablierte und erfahrene Taxenunternehmer in Bad Segeberg, die ein ausreichendes Taxenangebot in Bad Segeberg sicherstellen. Die Segeberger Kliniken sind hiervon, ausdrücklich auszunehmen“, erklärt Sabrina Müller, die Pressesprecherin des Kreises Segeberg.

Ingo Schmahlfeldt war nach Fahrenkrug gezogen. Mit Büros im Levopark  war seine Firma in Bad Segeberg gemeldet. Doch daran störten sich Konkurrenten und die Kreisverkehrsaufsicht. Denn im Personenbeförderungsgesetzt heißt es: Kraftdroschken dürfen auf öffentlichen Straßen und Plätzen nur in der Gemeinde bereitgestellt werden, in der sich der Betriebssitz des Unternehmers befindet.

Schmahlfeldt zog daher in die Efeustraße um. „Während der Corona-Pandemie war es nicht leicht, geeignete Gewerberäume in Bad Segeberg zu finden“, erklärt Schmahlfeldt. Der Umzug verzögerte sich daher. 20 Mitarbeiter  musste Ingo Schmahlfeldt entlassen. Mit einer Geldstrafe wäre er einverstanden gewesen.  Gegen das jetzige Urteil, dass sein Unternehmen zerstört, will er auf alle Fälle weiter klagen.

Dem Kreis Segeberg ist erst seit Beginn der vergangenen Woche bekannt, dass das Taxiunternehmen 3 mal 89 monatlich rund 1.000 Fahrten für die Segeberger Kliniken durchführte. „Derzeit haben wir keine nachprüfbaren Erkenntnisse, die auf eine signifikante Unterbesetzung des Bad Segeberger Taxenangebots hinweisen. Hierbei müssen jedoch die Fahrten für die Segeberger Kliniken gesondert betrachtet werden. Wenn eine derart hohe Zahl an Personenfahrten disponiert werden soll, sollten hierfür entsprechende Verträge/Vereinbarungen geschlossen werden, um die anfallenden Transporte auch sicherstellen zu können. Eine „ad hoc“-Beauftragung ohne entsprechende Absprachen wird daher – mit den vorhandenen Taxen in Bad Segeberg – nicht immer möglich sein.

Es sind bereits Unternehmen auf die Verkehrsaufsicht zugekommen, die einen Teil der Fahrten übernehmen würden. Die Unternehmen wurden an die Klinik verwiesen, da eine Vermittlung entsprechender Verkehrsangebote durch den Kreis Segeberg nicht erfolgt. Inwiefern bereits Vereinbarungen geschlossen worden sind, entzieht sich unserer Kenntnis.“, erklärt Sabrina Müller.


Zurück