Belos helfen durch den Behördendschungel: niedrigschwellig, kostenlos und ehrenamtlich

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von Gerald Henseler

Belos helfen durch den Behördendschungel: niedrigschwellig, kostenlos und ehrenamtlich

Wolfgang Harder und Christel Ries sind zwei von insgesamt sieben Behördenlotsen. Sie beraten in der Kirchstraße 9 in Bad Segeberg alle, die Hilfe bei Anträgen, Schriftstücken und Behördengängen benötigen oder lotsen bei Problemen außerhalb ihrer Zuständig

Bad Segeberg (kf). Sieben Ehrenamtler haben sich zu Behördenlotsen (Belos) ausbilden lassen und helfen unter der Trägerschaft der Diakonie Plön-Segeberg, die Beratungsräume in der Kirchstraße 9 in Bad Segeberg und entsprechende Hardware zur Verfügung stellt, allen, die Hilfe benötigen.

„Mit Behördensprache sind viele Menschen auf dem Kriegsfuß, wenn es dann nicht mal die Muttersprache ist, steht so mancher vor Problemen“, weiß Wolfgang Harder, der als Sprecher der Belos von Beginn an seit nunmehr 14 Jahren dieses Ehrenamt ausübt. Damals für den enormen Beratungsbedarf im Rahmen von Hartz IV als Helfer ausgebildet, stehen die sieben Belos, zu denen heute auch Christel Ries gehört, grundsätzlich jedem zur Seite, der Probleme mit Schriftstücken oder Behördengängen und Zuständigkeiten hat.

Die Belos, die montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 12 Uhr ihre offenen Sprechzeiten im Büro (Kirchstraße 9) in Bad Segeberg haben, helfen unter anderem bei Wohngeldanträgen, Kindergeldzuschlag, übersetzen der Behördensprache, telefonieren mit Krankenkassen, Ämtern, Einrichtungen und Institutionen.

„Wir geben keine Rechtsberatung und helfen auch nicht bei der Wohnungssuche“, betont Wolfgang Harder. Er rät, sich unter der Rufnummer 0 45 51 / 95 53 15 einen Beratungstermin zu holen und dafür auch den Anrufbeantworter zu nutzen. „ Wir rufen dann gern zurück. Steht der Aufsteller vor der Tür, sind wir zur ersten Kontaktaufnahme im Büro vor Ort für alle Hilfesuchenden da“, sagt er. Kürzlich haben die Belos einer irakischen Kurdenfamilie mit vier Kindern geholfen, die seit sechseinhalb Jahren hier leben und zwar Arbeit gefunden haben, sich aber vorschnell beim Jobcenter abgemeldet hatten. Ohne Wohngeld war die Miete nicht gedeckt. „Hier halfen wir auch dank der schnellen Bearbeitung der Stadt Bad Segeberg beim Wohngeld und Kindergeldzuschlag“, so Christel Ries.

Hilfesuchend wandte sich auch ein Mitte 50-jähriger Deutscher an die Belos, dem sein früher geordnetes Leben in mehrfacher Weise aus dem Ruder gelaufen war. Mit nur noch fünf Euro in der Tasche hatte er ganz offensichtlich den Überblick verloren, die vielen Schreiben der Behörden schon gar nicht mehr geöffnet. Gesundheitlich stark beeinträchtigt, gab es bei ihm auch ein Problem mit Alkohol und Drogen. Hier verwiesen wir auf den Erwachsenen Sozialdienst des Kreises Segeberg, der eine gesetzliche Betreuung feststellte, von der der Hilfesuchende nach eigener Angabe nicht zu wissen schien.

Zwischen 220 und 240 solcher und anderer Fälle bearbeiten die Behördenlotsen im Jahr. „Wir wollen möglichst jedem Unterstützung im Behördendschungel leisten. Es sollte sich niemand scheuen, uns um Hilfe zu bitten“, so Christel Ries. „Wenn wir persönlich nicht helfen können, lotsen wir niedrigschwellig an entsprechende Stellen weiter“, sagt sie.


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