Dachbodenfund erinnert an ersten Jugendaustausch

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von Gerald Henseler

Dachbodenfund erinnert an ersten Jugendaustausch

Lina Bröckling, Enkelin der ersten Austausschülerin Ingrid Renk, und Dr. Rudolf Luers, Vorsitzender des Fördervereins der Städtefreundschaft, freuen sich über den Dachbodenfund, einen Reisebericht Ingrid Renks. Foto: ohe

Bad Segeberg (ohe). Vor 70 Jahren trafen sich Bürgermeister aus Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und England im damaligen Kurhaus am Großen Segeberger See. „Das sieht hier ja aus, wie bei uns in Finnland“, soll der Bürgermeister aus Riihimäki damals beim Blick über den See  gesagt haben. Damit gab er den Anstoß zur Städtefreundschaft zwischen Bad Segeberg und  Riihimäki.

Pflegen sollten die Städtefreundschaft zunächst die Jugendlichen. Segebergs Landrat Dr. Walter Alnor erklärte im August 1954: „Die Jugend baut an einem neuen Europa.“ Noch im selben Jahr besuchte eine finnische Gruppe Jugendlicher Bad Segeberg. Ein Jahr später reisten die ersten Jugendlichen aus Bad Segeberg in die finnische Partnerstadt, mit dabei war Ingrid Renk (geborene Langbehn). Ihre Enkelin Lina Bröckling fand jetzt die Mappe mit einem für die Schule verfassten Reisebericht auf dem Dachboden ihres Großvaters.

Ingrid Renk  hat mit liebevoller Handarbeit einen kleinen Erinnerungsschatz geschaffen, mit alten Fotos und der damaligen finnischen Währung. „Ihr Reisebericht liest sich wirklich sehr spannend und aufregend, wenn man bedenkt, dass auch die Anreise damals drei Tage gedauert hat“, sagt Lina Bröckling. Ein besonderes Highlight war für sie der Besuch der ersten finnischen Sauna, ein Brauch, den sie so gar nicht kannte und auch nicht sonderlich gut vertrug.

Den 70. Geburtstag der Städtefreundschaft erlebt Inrid Renk leider nicht mehr mit. „Sie würde sich sicher freuen, dass ihre Austauscherinnerungen in der neuen Chronik zu finden sind“, meint Lina Bröckling. Ingrid Renk  hat in späteren Jahren immer wieder von ihrem Austausch nach Riihimäki geschwärmt und hatte diese Zeit in ganz besonderer Erinnerung behalten. Ihre Schwester Christel Langbehn lebte damals einige Jahre in Finnland und spricht die Sprache heute immer noch hervorragend und pflegt den Kontakt zu ihrer finnischen Freundin seit Jahrzehnten.

Gisela Knütter und der Vorsitzende des Fördervereins der Freundschaftsstädte Riihimäki und Bad Segeberg, Dr. Rudolf Luers, schrieben aus Anlass des 70-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft eine Chronik.

Zur Zeit ist eine sechsköpfige Delegation der Stadt Riihimäki sowie elf Bürger der finnischen Partnerstadt zu Gast in Bad Segeberg. Der Förderverein hat für sie ein buntes Programm mit Besuch der Karl-May-Spiele und der Kalkberghöhlen ausgearbeitet.

Die Stadt Bad Segeberg empfängt die finnischen Gäste am Freitag, 6. September, um 17 Uhr im Rathaus. „Wir planen auch einen Ausflug nach Hohenlockstedt“, erklärt Dr. Rudolf Luers. In dem ehemaligen Lager Lockstedt wurden ab 1915 die finnischen Jäger ausgebildet. Sie bildeten den Kern der finnischen Armee im Unabhängigkeitskampf gegen die russischen Besatzer.

„Freiheit, Unabhängigkeit und Rechtsstaatlichkeit bedeuten den Finnen sehr viel“, erklärt Honorarkonsul Bernd Jorkisch in seinem Grußwort. In Zeiten von Krieg in Europa gilt es für ihn Zusammenhalt zu demonstrieren. „Was im Großen demonstriert wird, muss im Kleinen gelebt werden“, meint Jorkisch. Die Städtepartnerschaft zwischen Riihimäki und Bad Segeberg sieht er daher als  Beitrag zur Stärkung des freundschaftlichen Miteinanders im Ostseeraum.

Lina Bröckling freut sich mit der Mappe ein Stück Familientradition weiterzugeben und  ist jetzt selbst Mitglied im Förderverein der Städtepartnerschaft.


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