Dahlmannschule übernimmt Patenschaft für Synagogen-Denkmal
Bad Segeberg (hh). Es dauerte ein bisschen, bis die Gymnasiasten Luise und Paul den Docht der weißen Kerze trotz Schauer und ordentlich Wind zum Brennen gebracht hatten. Doch irgendwie war dieses kleine Licht an diesem trüben Januar-Morgen ein Zeichen mit Symbolkraft durch und durch, das deutlich macht: Es muss nicht immer mit Pauken und Trompeten auf etwas aufmerksam gemacht werden, damit es nachhallt.
Die Flaggen im Land sind auf Halbmast gesetzt, aber viele kleine Erinnerungsstunden zum Holocaust-Gedenktag an die Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar vor 77 Jahren gab es lediglich in abgespeckter Form. Auch das Programm im Rathaus, das Gymnasiasten der Dahlmannschule mitgestalten wollten, musste aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen besuchte die digitale Gedenkfeier im israelischen Kirjat Motzkin vom Schreibtisch aus.
Eine kleine Abordnung der Schule traf sich auf dem Platz der Alten Synagoge, um ein Zeichen zu setzen und die Patenschaft der Dahlmannschule für das Denkmal bekannt zu geben. „Die Dahlmannschule war auch in der Vergangenheit schon immer präsent“, sagte Torben Miehle als Vertreter der Jüdischen Gemeinde und verwies auf die Kooperation zwischen Schule und Gemeinde, die weiter mit Leben gefüllt wird.
Es gab schon mehrere Projekte, etwa die Begleitung der Setzung von Stolpersteinen im Mai vergangenen Jahres und anderswo im November. Schüler haben sich mit der Geschichte der Familie Levy, Mitbegründer der Bad Segeberger Badeanstalt und Betreiber einer Möbelmanufaktur, auseinander gesetzt, entwickeln Texte, setzen sich nicht nur in der Theorie mit dem Dritten Reich, der Shoa mit Verfolgung von anderen Menschen und deren Spuren in Segeberg auseinander. Dieses Mal wurden in einer Schulpause Texte von Jugendlichen verlesen. Ein im Unterricht gestaltetes Plakat, das in Bad Segeberg ausgehängt ist, erinnert zudem eindringlich an die Opfer, die die Nazi-Schreckenszeit nicht überlebt haben. Das Motiv ist von Schülerin Anna Roschkowski, die ihre Gedanken im vergangenen Jahr auf einer großen Leinwand ausgedrückt hatte. „Es wurden unschuldige Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder bestimmter Merkmale gefoltert und getötet. Wir dürfen sie nicht vergessen“, lautet einer der dazu arrangierten Texten.
„Von schulischer Seite gibt es viele Anknüpfungspunkte“, sagte Schulleiter Timm Emser und machte auf Projekte aus Theater, Kunst und Geschichte aufmerksam, wie beispielsweise den Austausch zwischen Jugendlichen und der Jüdischen Gemeinde Segeberg, die Gespräche mit Holocaust-Überlebenden oder den Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.