Einzelhandelsverband schlägt Alarm: Die Lust auf den Einkaufsbummel schwindet

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von Gerald Henseler

Einzelhandelsverband schlägt Alarm: Die Lust auf den Einkaufsbummel schwindet

Trübes Wetter und gedämpfte Konsumstimmung. Immer weniger bummeln durch Bad Segebergs Fußgängerzone und über den Marktplatz. Den Einzelhändlern bereitet die Situation Sorge. Foto: ohe

Bad Segeberg (ohe). Gerade glaubten die Einzelhändler die Corona-Krise überstanden zu haben, da stehen sie auch schon vor den nächsten schweren Herausforderungen. Lieferengpässe, der Ukraine-Krieg, Preissteigerungen, die Gas-Krise, Personalmangel und die gedämpfte Konsumstimmung machen es den Geschäftsleuten schwer. Das spüren auch die Bad Segeberger Kaufleute. „Es kommen viel weniger Menschen in die Stadt. Es fehlen definitiv die Kunden. Das ist schon alarmierend“, sagt Marlis Stagat, die Vorsitzende des Unternehmervereins  Wir für Segeberg (WfS).

Eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes Nord zeigt, dass die Hälfte aller Einzelhändler im Norden Deutschlands sich in ihrer Existenz gefährdet sehen. Der Handelsverband Nord fordert mit einem Maßnahmenkatalog die Landes- und Bundespolitik zum raschen Handeln auf. „Der Einzelhandel war während der Pandemiejahre durch staatliche Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung wie beispielsweise Geschäftsschließungen, Zugangsbeschränkungen und Hygieneschutzauflagen in seiner Geschäftsausübung massiv beeinträchtigt. Er hatte existenzbedrohende Umsatzausfälle und Frequenzverluste zu verarbeiten. Die meisten Unternehmen haben in dieser Zeit massiv Eigenkapital verloren und Schulden aufgebaut“, so umriss der Präsident des Handelsverband Nord, Andreas Bartmann die Situation.

Eigentlich sollten in schweren Zeiten alle zusammenstehen und Probleme gemeinsam angehen. Doch Marlies Stagat erlebt gerade das Gegenteil. Jeder hat zur Zeit genug mit sich selbst zu tun. Für ein Engagement für die Gemeinschaft reicht es in vielen Fällen nicht mehr. Proaktiv hat der Verein seine Mitglieder bezüglich der Weihnachtsbeleuchtung befragt. Auf diese zu verzichten, ist für  die überwiegende Mehrheit der Geschäftsleute keine Option. Doch ganz so hell oder lange wie früher, wird sie wohl in diesem Jahr nicht erstrahlen. Die meisten Einzelhändler befürworten eine Einschränkung der Einschaltzeiten. Andere wollen weniger Elemente aufhängen, wenige alles so belassen wie früher.

In anderen Orten sinkt die Beteiligung an verkaufsoffenen Sonntagen. Geschäftsleute denken daher darüber nach, diese aufzugeben. In Bad Segeberg ist das kein Thema. An den vier Shoppingsonntagen im Jahr wollen alle festhalten. Diskutiert wird über die Öffnungszeiten. Aufgrund von Personalmangel, steigenden Energiekosten und höheren Mindestlöhnen denken Einzelhändler über kürzere Öffnungszeiten nach. In der Gastronomie sind die kürzeren Öffnungszeiten längst angekommen.

Marina Reimers von H&R Männermode in Bad Segeberg empfindet die Situation momentan nicht als bedrohlich. „Wenn es so bleibt, ist alles gut“, sagt sie. In einigen Bereichen spürt der Herrenausstatter zwar Lieferengpässe. Die Auswahl ist trotzdem noch gut.  Die Schaufensterbeleuchtung hat sie schon immer um 22 Uhr abgeschaltet. So soll es auch bleiben. Die Lust auf einen Einkaufsbummel sei zurückgegangen, meint auch Martina Reimers. „Wer heute in den Laden kommt, der kauft auch“, sagt sie.

Das herbstliche Wetter hat auch seine guten Seiten. Im Modehaus M&H schauen die Kunden bereits nach Herbst- und Wintermode. „Das Wetter spielt uns dabei in die Karten“, sagt Inhaber Michael Hänchen. Bereits seit August spürt er bei den Kunden ein gewisse Kaufzurückhaltung. Noch ist das für sein Geschäft kein Problem. Er fragt sich allerdings, was im ersten Quartal des neuen Jahres passiert, wenn alle hohe Nachzahlungen an die Energieversorger leisten sollen.

„Der Druck wächst gewaltig“, meint Hänchen. Er geht davon aus, dass sich die Innenstädte in Zukunft deutlich verändern. Große Filialisten haben längst begonnen, wenig profitable Filialen zu schließen. Bad Segeberg blieb bislang verschont. Aus der Nachbarstadt Bad Oldesloe zieht sich das traditionsreiche Modehaus Rohde zurück. Auch die verkaufsoffenen Sonntage stehen hier auf der Kippe. Lieferengpässe und deutlich längere Vororderzeiten machen der Modebranche zu schaffen. „Die Ware, die jetzt eintrifft, haben wir im Januar oder Februar bestellt“, sagt Hänchen. Da war von der Gas-Krise noch keine Rede.

„Wir müssen weiter positiv denken“, meint Michael Hänchen. Für ihn ist klar, dass die Weihnachtsbeleuchtung wieder aufgehängt werden muss. Er bedauert stark, dass die Volksbank in diesem Jahr das beliebte Weihnachtsmannwecken nicht wieder aufleben lassen will und hofft auf eine Alternative.

Die Situation ist alarmierend. Es kommen zu wenig Leute in die Stadt, sagt Marlis Stagat von WfS.

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