Gekündigte Mieterin sucht verzweifelt nach neuem Zuhause: Der Wohnungsmarkt ist hart umkämpft

Redakteure vom Dienst

Sie haben eine interessante Geschichte? Kontaktieren Sie unsere Redakteure vom Dienst.

Gerald Henseler
Tel. 04551 - 99 00-30
Fax 04551 - 99 00-33
E-Mail

Dirk Marquardt
Tel. 04551 - 99 00-31
Fax 04551 - 99 00-33
E-Mail

von Gerald Henseler

Gekündigte Mieterin sucht verzweifelt nach neuem Zuhause: Der Wohnungsmarkt ist hart umkämpft

Ariane Müller und ihre Mutter Jutta suchen dringend nach einer neuen Wohnung. „Es ist einfach nichts zu bekommen“, sagt Ariane Müller. Foto: ohe
Ariane Müller und ihre Mutter Jutta suchen dringend nach einer neuen Wohnung. „Es ist einfach nichts zu bekommen“, sagt Ariane Müller. Foto: ohe

Todesfelde (ohe). Ariane Müller (52) ist verzweifelt. Seit einem halben Jahr sucht sie nach einer Wohnung für sich und ihre 88-jährige Mutter Jutta. Jutta Müller ist auf einen Rollator angewiesen. Daher sucht Ariane Müller nach einer barrierearmen Wohnung im Erdgeschoss. Vier Zimmer sollte sie haben. Eine Kaltmiete von 1.000 Euro kann sie zahlen. „So eine Wohnung ist einfach nicht zu bekommen“, sagt Ariane Müller.

Bis Ende März kann sie noch in Todesfelde wohnen. Vor neun Jahren zog sie hier ein. „Wir wollten eigentlich bis zum Lebensende meiner Mutter hier wohnen bleiben“, sagt Ariane Müller. Doch dann kündigte ihr Vermieter wegen Eigenbedarfs. Acht Monate hat sie Zeit bekommen, um sich eine neue Wohnung zu suchen.

„Wir sind zuverlässige, ehrliche, ordentliche, ruhige, freundliche und tierliebe Mieter“, versichert Ariane Müller. Sie würde am liebsten in Todesfelde bleiben und sucht nach einer Wohnung im ländlichen Bereich im Umkreis von 15 Kilometern.

„Der Wohnungsmarkt ist desolat. Es gibt sehr wenig freie Wohnungen“, sagt Norbert Penning, Fachbereichsleiter der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Altholstein. Mitte des Jahres verspürte die Wohnungsnothilfe einen sprunghaften Anstieg an Hilfesuchenden. An Spitzentagen melden sich fünf bis sechs Wohnungssuchende in der Beratungsstelle.

Penning ist oft im Gespräch mit Vermietern und Maklern. „Die haben schnell 400 bis 500 Bewerber auf eine Wohnung“, weiß Penning. Wer da nicht zu den Ersten gehört, die sich melden, hat keine Chance.

Die meisten Vermieter laden nur fünf bis zehn Bewerber zu Besichtigungsterminen ein. Ein nettes Anschreiben sei hilfreich, zudem müsse man seine Unterlagen beisammen haben, sagt Penning. Personalausweis und Einkommensnachweis sind das Mindeste. „Wer nicht mit dem Internet per du ist, ist abgehängt“, sagt Penning. Hier komme der Generationenkonflikt zum Tragen. Penning empfiehlt, täglich die eingängigen Immobilienportale zu durchsuchen. In Zeitungen inserieren immer weniger Vermieter. Doch dort findet man manchmal noch echte Schnäppchen.

Wer Ansprüche stellt, hat es deutlich schwerer

Wer besondere Ansprüche wie Barrierefreiheit an seine Wohnung stellt, hat es deutlich schwerer „Der Baubestand ist überaltert. Barrierefreiheit hatte lange nicht den heutigen Stellenwert“, sagt Penning. Die höheren Investitionskosten für Barrierefreiheit- oder Barrierearmut legen Investoren gern auf Mieter um. Die erhöhten Mietkosten sind dann für ältere Mieter aus eigenen Mitteln oft nicht mehr zu bezahlen. Da kann die Suche nach der passenden Wohnung schon mal ein Jahr dauern.

„Wohnungssuche ist heute ein Vollzeitjob“, sagt Norbert Penning. Doch der Wohnungsmarkt sei nach wie vor in Bewegung. „Es ist noch Fluktuation vorhanden“, so Penning.

Im Kreis Segeberg hat sich die Anzahl der Anfragen auf Mietwohnungen im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr  um 254 Prozent erhöht. Das teilt der Pressesprecher von Immowelt.de, Pascal Kießling, mit. Er macht den deutlichen Anstieg der Bauzinsen dafür mit verantwortlich. Der Immobilienkauf sei für viele Menschen nicht mehr leistbar, meint Kießling. Die Anzahl der inserierten Mietwohnungen hat sich im selben Zeitraum um 30 Prozent reduziert. „Das liegt daran, dass die gestiegene Nachfrage die Vermarktung für Vermieter deutlich einfacher gemacht hat und Objekte daher seltener auf dem freien Markt angeboten werden“, so Kießling.

Die durchschnittlichen Mietpreise sind laut Berechnung von Pascal Kießling von 9,50 Euro im ersten Halbjahr 2021 auf 10,10 Euro im ersten Halbjahr 2022 gestiegen. Der Mittelwert bezieht sich auf Wohnungen in der Größe  von 40 bis 120 Quadratmetern. Neubauten wurden dabei nicht berücksichtigt.

Wer Ariane Müller helfen möchte, kann sich bei ihr unter der Rufnummern  01  62 / 5  91  39  98 und 0 45 58 / 9 89 98 20  oder per E-Mail an wohnungssuche.mueller@gmx.de melden.

Die Beratung der Wohnungsnothilfe stößt oft an finanzielle Grenzen. „Um hier schnell und unkompliziert Notlagen abwenden zu können sind wir auf Spendengelder angewiesen. Sei es für Lebensmittelgutscheine, doppelte Mietzahlungen bei Umzug, Umzugskosten oder einfach nur dringend benötigte Kleidung, sagt Norbert Penning.

Er bittet um Spenden auf das Konto bei der Evangelischen Bank Kiel, IBAN: DE79 5206 0410 2206 4848 40, BIC: GENODEF1EK1, Verwendungszweck KST2830.

Kontakt

Wohnungslosenhilfe
Kreis Segeberg

Lübecker Straße 10-12,
Bad Segeberg

Tel.: 0  45  51 / 5  30  78  69  00 |

Mobil: 01  51 / 50  80  25  95

Norbert.Penning@diakonie-alt-holstein.de

www.diakonie-altholstein.de


Zurück