Kein Personal: Bornhöveder Kinderheim muss schließen

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von Gerald Henseler

Kein Personal: Bornhöveder Kinderheim muss schließen

Patrick Becker, Regionalleiter des Kinder- und Jugendhilfe-Verbundes Ostholstein-Plön, und Erzieherin Johanne Frenzel spielen mit Jugendlichen in der Wohngruppe Gönnebeker Kinder. Sie schließt, wegen Personalmangels.Fotos: ohe

Bornhöved (ohe). Über 40 Jahre bot die Wohngruppe Gönnebeker Kinder Kindern und Jugendlichen ein Zuhause. Jetzt schließt die Einrichtung. „Das ist für jeden Betreiber der Super-GAU“, sagt Patrick Becker, Regionalleiter beim Kinder- und Jugendhilfe-Verbund Ostholstein-Plön. Elf Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und 20 Jahren lebten mit ihren Betreuern in der Bornhöveder Wohngruppe.

5,2 Vollzeitstellen für pädagogische Fachkräfte schreibt das Gesetz für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen vor. „Wir wollten gern mit sechs oder sieben Vollzeitfachkräften arbeiten“, sagt Patrick Becker. Tatsächlich arbeiteten zuletzt nur zwei  pädagogische Fachkräfte in der Wohngruppe. Eine von ihnen ist die Erzieherin Johanna Frenzel. Seit einem knappen Jahr arbeitet sie in der Wohngruppe. Sie liebt ihren Job. „Als ich hier begann, hatte ich von jetzt auf gleich elf Kinder“, sagt sie. Egal ob Schulsorgen, Liebeskummer oder Probleme mit Eltern oder Jugendamt – als Erzieherin ist Johanna Frenzel immer für die Kinder und Jugendlichen da. 130 Überstunden hat sie seit April vergangenen Jahres angesammelt. Sie hat das gern  gemacht. Doch es gibt heute nur noch wenige Menschen, die als pädagogische Fachkraft in einer stationären Wohneinrichtung arbeiten möchten – und wenn, dann lieber in der Stadt als auf dem Land.

Pädagogische Fachkräfte arbeiten lieber in Kindergärten, an Schulen oder in teilstationären Einrichtungen. Die Stiftung für Kinder-, Jugend- und Soziale Hilfen (KJSH), Träger des Kinder- und Jugendhilfe-Verbundes Ostholstein-Plön, hat sich daher mit anderen Trägern von Wohnheimen zum Aktionsbündnis Kindeswohl zusammengeschlossen. „Uns fehlt die Lobby“, meint Patrick Becker.

Menschen wie Marion Schneider gibt es heute immer seltener. Sie gründete 1979 die Wohngruppe Gönnebeker Kinder in Gönnebek. Über 40 Jahre lebte sie mit Kindern und Jugendlichen unter einem Dach. Mehr als 140 Kinder und Jugendliche zog sie groß. Für ihr Engagement wurde sie 2022 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Es war Marion Schneiders Wunsch, dass die KJSH die Wohngruppe weiterführt. Sie arbeitete mit dem heutigen Träger zusammen, bevor sie die Einrichtung aus Altersgründen vor drei Jahren an den Kinder- und Jugendhilfe-Verbund Ostholstein-Plön übergab. Bald darauf erkrankte sie schwer und verstarb.

In Bornhöved stieß die Ankündigung der Wohnheimschließung auf viel Kritik. Der Kinder- und Jugendhilfe-Verbund Ostholstein-Plön erhielt einen anonymen Brief. In den Sozialen Medien bekamen Kritiker der Schließung Beifall. Es gab Gerüchte, der Träger wolle  möglichst viel Gewinn machen und das  Haus der Wohngruppe für viel Geld verkaufen. „Die KJSH ist eine gemeinnützige Stiftung. Wir dürfen gar keinen Gewinn machen“, sagt Patrick Becker.

Das Haus in Bornhöved will die Stiftung behalten. Drei junge Leute aus der Wohngruppe werden hier weiter leben. Sie haben das 18. Lebensjahr erreicht, werden aber weiterhin betreut. Der Kinder- und Jugendhilfe-Verbund Ostholstein-Plön will hier zudem in Absprache mit dem Jugendamt   andere Angebote schaffen. Becker hält die Einrichtung von Tagesgruppen für möglich.


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