Leserbriefe: Zur Schließung des Probstei-Altenheims

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Leserbriefe: Zur Schließung des Probstei-Altenheims

Mit großer Freude las ich in den Kommentaren zur Schließung des Propstei-Altenheimes immer wieder, in welch gutem Geist sich Bewohnerinnen und Bewohner dort aufgehoben und begleitet fühlten durch die MitarbeiterInnen. Es ist das Altenheim, für das meine Kirche und damit alle Gemeinden des Kirchenkreises Plön-Segeberg seit 55 Jahren Beiträge auf verschiedene Weise entrichtet haben und in dem Pastorinnen und Pastoren fast aller Gemeinden der Propstei Segeberg Gottesdienste feierten und Seelsorge betrieben haben. Die Kirchenkreissynode (Kirchenkreisparlament) hat sich jährlich damit beschäftigt, Haushaltspläne oder Umbauten beraten und Zuschüsse gegeben. Zwischen den Synoden arbeiteten die ehrenamtlichen Mitglieder des Kirchenkreisrates als Geschäftsführung der Synode die anfallenden Entscheidungen ab, sofern die nicht durch die Hausleitung bzw. die Gesellschafterversammlung entschieden werden konnten. Die Pröpste, als geistliche Leiter der Kirchenkreises und Mitglieder des Kirchenkreisrates brachten Ideen ein, besuchten das Heim, hörten BewohnerInnen und MitarbeiterInnen zu und feierten Gottesdienste. Das Propstei-Altenheim war uns eine Herzensangelegenheit als kirchliches Angebot an Menschen, die nicht mehr zuhause leben können. Die Schließung des Propstei-Altenheimes ist ein schwerer Schritt gewesen für alle, die darüber entscheiden müssen und natürlich für alle, die dort leben und arbeiten. Zurecht also bringen Kommentare darüber Trauer zum Ausdruck. Ja, das schmerzt uns alle sehr, nicht nur BewohnerInnen, Angehörige und Mitarbeitende! Mit Befremden aber lese ich, mit welcher moralischen Entrüstung und verurteilenden Geringschätzung nun auf den Propst und „die Kirche“ eingedroschen wird als „unchristlich, herzlos und ohne Mitgefühl für alte Menschen“ und anderes mehr. Dafür wird auch die empörte Rücktrittsforderung gegen Propst Dr. Havemann von Gräfin Kerssenbrock als Unterstützung angeführt. Die Kommentatoren hatten an dieser Stelle offensichtlich schon vergessen, dass genau diese gescholtenen Jahrzehntelang die Lenker genau dieser guten Arbeit gewesen waren. Auch haben sie sich nicht informiert darüber, dass nicht der Propst das Altenheim schließen kann, sondern die Synode dies zu tun beschlossen hat - mit großer Mehrheit übrigens. Sie tat dies in gewissenhafter Abwägung auch der emotional vorgebrachten Argumente von Gräfin Kerssenbrock. Und sie tat es in großer Trauer über diese Notwendigkeit. Ein Aufsichtsorgan wie die Synode muss Entscheidungen treffen. Dazu muss es versuchen, alle Argumente für und wider zu hören und zu bewerten. Sie muss in diese Bewertung nicht nur ein Objekt – hier das Altenheim - einbeziehen, sondern auch ihre Verpflichtungen, die sie gegenüber den Kirchengemeinden und deren Arbeitsfähigkeit hat. Der Propst entscheidet hierbei nicht mit. Er darf Argumente nennen, er darf anregen und warnen, aber dann entscheidet die Synode mit ihren demokratisch gewählten 88 Mitgliedern. Weder die Mitglieder des Kirchenkreisrates noch die Synodalen sind dabei einfältig, falsch informiert oder gewissenlos vorgegangen. Wer in der Synode oder im Kirchenkreisrat zukünftig mitarbeiten möchte, um „bessere“ Entscheidungen zu bewirken, kann sich gerne als KandidatIn zur nächsten Kirchengemeinderatswahl aufstellen und wählen lassen, um sich dann auch für die Synode zu qualifizieren. Konstruktive, ehrenamtliche Mitarbeit ist immer willkommen und macht Freude. Unterstellungen von Dummheit oder Gewissenlosigkeit der jeweils anderen gehört dabei in der Regel nicht zum Geist dieser Synode.

 


Pastor Wolfgang Stahnke, Mitglied der Kirchenkreissynode Plön-Segeberg

 


Sehr geehrter Herr Propst Dr. Havemann! Seit 19 Jahren wohne ich in der Südstadt von Bad Segeberg. Die erste Zeit war ein wenig schwer, habe ich doch vieles zurückgelassen. Dank meiner Kinder und der Südstadt-Initiative habe ich schnell Fuß gefasst und 2004 meine Mutter zu mir geholt. Es waren noch schöne elf Jahre. Die Nachmittage für sie in der Begegnungsstätte mit Gesang und Gesprächen haben ihr gut gefallen. Leider ist sie 2015 gestorben mit fast 100 Jahren. Wir waren ein Vier-Generationen-Haushalt. Sie war gläubig wie auch ich. Langsam fange ich an zu zweifeln. Nicht an Gott, sondern an die Kirche. Unsere Steuergelder werden vergeudet für ein Verwaltungsgebäude von elf Millionen Euro statt für eine Sanierung. Wo bleibt die Nächstenliebe? Einen alten Baum soll man nicht verpflanzen. Einige Bewohner haben wohl noch den ersten und zweiten Weltkrieg erlebt und alles verloren. Und jetzt schon wieder!! Sie werden aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. Das Wort „entsorgt“ wollte ich vermeiden. Es ist unchristlich und unsozial.

Meine Mutter habe ich aus einem Seniorenheim zu mir geholt und ich bin Gott dankbar, dass sie noch elf Jahre bei uns war. Können Sie überhaupt noch richtig schlafen und den Menschen in die Augen sehen ohne schlechtes Gewissen??? Sie sollten sich alle schämen, die dieses beschlossen haben.

Aber wer kein Herz und kein Gewissen hat, dem ist es wohl egal.

Christel Bornkopp

Bad Segeberg

Draußen vor der Tür der Marienkirche stehen an diesem Samstag Mittag Angehörige, Freunde und Unterstützer der Bewohner des Propstei-Altenheims, um ihre Ratlosigkeit, Wut und Enttäuschung über die Schließung des Propstei-Altenheims auszudrücken.

Drinnen in der Kirche findet zur selben Zeit zufällig die Feier zur Einsegnung zweier neuer Pastoren statt. Für mich hat diese merkwürdige Situation etwas Symbolhaftes.

Während draußen die drei Kirchenvertreter und die anderen Anwesenden miteinander ringen und versucht wird, für diese Entscheidung eine Erklärung zu finden, wird drinnen in der Kirche gefeiert.

Während die alten Menschen geglaubt hatten, ein sicheres Heim für ihren Lebensabend gefunden zu haben, wurde über ihren Kopf hinweg entschieden und sie wurden vor die Tür gesetzt. Ich kann nicht glauben, dass dies so stehen bleibt und dass ein christliches Altenheim von der Kirche einfach abgewickelt wird.

Sonst aber bleibt auch bei mir das Gefühl zurück, insbesondere als Ehrenamtliche der Kirchengemeinde in Bad Segeberg, draußen vor der Tür zu stehen.

Renate Hoffmann Krems II

 

 

 

Zur Schließung des Probstei-Altenheimes möchte auch ich meine Stimme erheben. Den vorangegangenen Leserbriefen schließe ich mich vollinhaltlich an.

Meine Mutter lebte von 2016 bis zu ihrem Tod im Jahr 2021 in diesem Heim. Ihr Sterbeprozess zog sich über viele Wochen hin und ich frage mich, was mit den Menschen geschieht, die im Jahr 2022 im Probstei-Altenheim leben und sich in der Endphase ihres Lebens befinden?

Im Internet las ich, in der Sitzung der Synode des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises am 27. November 2021 habe eine emotionale Debatte über die Schließung des Heimes stattgefunden, in deren Verlauf Frau Bettina Gräfin Kerssenbrock den Rücktritt des Probstes Dr. Havemann forderte, während der Präses Nebendahl diese Aufforderung im Namen der gesamten Synode mit Entschiedenheit zurückwies.

Ich möchte Frau Kerssenbrock meine Hochachtung für ihre Haltung aussprechen im vermuteten Einverständnis vieler weiterer Gläubigen und meinen Leserbrief mit einem Zitat aus der Bibel beenden:

„So erscheint auch ihr von außen Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz“ Mt 23, 28

Wenn ich nicht schon aus der Kirche ausgetreten wäre, würde ich es heute tun.

  Karin Bertel

Bad Segeberg


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