Per Velo von der Schweiz in die norddeutsche Heimat
Todesfelde (kf). „Schweizer lieben die Spontanität, solange sie geplant ist“, wird scherzhaft behauptet. Von langer Hand geplant, mit Hilfe einer entsprechenden App, war auch die Fahrrad-Tour, die Silke und Hans-Herbert Tüxsen zurückgelegt haben.
Von ihrem Wohnort Au im Kanton St. Gallen in der Schweiz, machte sich das Ehepaar auf zu ihren Wurzeln, die in Norddeutschland liegen. Dafür legten sie in vier Wochen stolze 1.610 Kilometer in 21 Etappen von je rund 80 Kilometern zurück.
Mit dem Aufkommen der E-Bikes wuchs der schon immer gehegte Wunsch von Hans-Herbert, mit dem Fahrrad nach Norddeutschland zu fahren. Mit seinem Pensionseintritt am 1. Juni war es dann soweit: „Jetzt haben wir die Zeit dafür“, sagten sich die beiden. Die Routenplanung mit Sehenswertem und allen Hotelübernachtungen hatte Silke schon ein halbes Jahr zuvor begonnen und perfekt ausgearbeitet. Und so ist dem 62-Jährigen, der übrigens ohne Elektroantrieb mit seinem Mountainbike und Fahrradanhänger unterwegs war, und seiner 60-jährigen Ehefrau mit E-Bike außer zwei Reifenpannen nichts Negatives widerfahren. „Wir hatten Werkzeug dabei und diese Pannen schnell behoben“, sagt er. Ganz im Gegenteil, sogar ein Postbote bot ihnen seine Hilfe und Werkzeug an und in Niedersachsen lernten sie einen älteren Herren kennen, der sie aus einem Erdkühlschrank, auch Töwer genannt, mit kalten Getränken bewirtete. 21 Stück soll es davon in Niedersachsen geben, die allein schon eine Fahrradtour wert sind.
Die Route, auf der unterwegs auch bei Verwandten eingekehrt wurde, verlief zunächst von Au entlang des Bodensees über Stein am Rhein, Laufenburg, Neuenburg und dann nördlich entlang des Rheins Richtung Ottenheim, Rass- tatt, Speyer, Oppenheim, St. Goar, Bad Breisig, Troisdorf, Monheim und Essen. „Bei Düsseldorf haben wir den Rhein verlassen“, erinnern sie sich. Dann ging es weiter über Lüdinghausen, Lengerich in Niedersachsen nach Dinklage, Bremen, Buxtehude bis zum Elternhaus von Silke in Todesfelde. Nach einem Tag Pause wurden in Holzbunge Hans-Herberts Schwester und seine Eltern in Schwackendorf bei Kappeln an der Schlei besucht. „Es ist schon faszinierend, sich so langsam mit Muskelkraft fortzubewegen“, resümierte Silke. „Wir haben Orte gesehen, die wir sonst nie besucht hätten“, ergänzt Hans-Herbert.
Nach einer dreitägigen Pause ging es dann mit einer 122 Kilometer-Etappe zurück nach Todesfelde. Nach einem wiederum dreitägigen Aufenthalt soll es mit dem Zug über Bad Oldesloe, Hamburg, Ulm und Lindau zurück in die Schweiz zu den Kindern und Enkelkindern gehen. Das wird die wohl waghalsigste Etappe, denn den Fahrrad–transport im Regionalverkehr der Deutschen Bahn können selbst Schweizer nicht perfekt planen.