Schülerin überzeugt Schulleiter: Jetzt kostenfreie Menstruationsartikel am BBZ

Bad Segeberg (kf). Wer eine öffentliche Toilette besucht, würde nicht auf die Idee kommen, sich sein eigenes Klopapier, Papierhandtücher oder Seife mitbringen zu müssen. Vielmehr sind diese Hygieneartikel selbstverständlich.

Anders verhält es sich mit Tampons und Binden. Hier müssen Frauen selbst dafür Sorge tragen, entsprechende Menstruationsprodukte greifbar zu haben. Eine Frau blutet im Schnitt fast sieben Jahre ihres Lebens und gibt laut Südschleswigschem Wählerverband (SSW) fast 20.000 Euro für Hygieneartikel aus. Tampons und Binden sollten aber kein Luxusgut sein. Darum ist die Diskussion, Men-struationsprodukte an Hochschulen, Museen oder anderen öffentlichen Gebäuden in Schleswig-Holstein kostenlos anzubieten, jetzt auch im Schleswig-Holsteinischen Landtag angekommen.

Während dort zum Teil noch debattiert wird, hat sich die 20-jährige Emely Weber, stellvertretende Sprecherin der Schülervertretung am Berufsbildungszentrum (BBZ) in Bad Segeberg, mit diesem Thema beschäftigt und sich umfangreich informiert. Dank ihrer guten Recherche und treffenden Argumenten hatte die Schülerin des 12. Jahrgangs des Beruflichen Gymnasiums ihren Schulleiter Heinz Sandbrink Ende November schnell überzeugt und ihm mit Periodically auch ein entsprechendes Start-up-Unternehmen aus Magdeburg vorgeschlagen. Dort ist es zwei Studenten gelungen, einen Hygienespender aus Edelstahl zu entwickeln, der im Abo-System mit Binden und Tampons gefüllt werden kann. Der stellvertretende Schulleiter Faith Sengenc hatte zum Vergleich bei fünf Unternehmen angefragt, von denen sich drei Unternehmen zurückmeldeten. Neben der Schweiz und Frankreich war Periodically das einzige deutsche Unternehmen, das abschließend mit seinem Abo-Konzept und der Lieferzeit überzeugte.

Seit dem 4. Februar gehören kostenfreie Menstruationsartikel am BBZ jetzt auf allen 20 Damen-WCs zum Standard. „Im Internet haben wir keine andere Schule in Schleswig-Holstein finden können“, so Sandbrink, der das Thema für längst überfällig hält, denn in Frankreich, Schottland und Neuseeland werden diese Hygieneartikel bereits kostenfrei angeboten. „Unsere Kosten betragen vermutlich zehn Cent pro Frau im Monat und sind damit überschaubar, so der Schulleiter.

„Für uns Schülerinnen ist das ein großer Fortschritt und enttabuisiert das Thema Menstruation. Niemand muss mehr peinlich berührt nach Binden oder Tampons fragen und sich diese heimlich hin und her reichen. Ab sofort kann sich jede Schülerin das entsprechende Produkt ohne großes Tamtam entnehmen“, so Emely Weber.

Wie groß das Interesse an diesem Thema ist, zeigen die Reaktionen auf TikTok. Dort hat Chantal Schwarz, Berufsfachschülerin (Gesundheit), ihre Begeisterung über den Hygienespender an ihrer Schule mit einem 12 Sekunden-Clip hochgeladen und hatte innerhalb von zwei Tagen über eine Million Views. Ein entsprechender Post von Emely Weber ging mit 1,2 Millionen Views ebenfalls viral.