Vor 60 Jahren erhielt die Südstadt ihre eigene Kirche

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von Gerald Henseler

Vor 60 Jahren erhielt die Südstadt ihre eigene Kirche

Nach der Grundsteinlegung am 19. August 1962 konnte das Richtfest bereits am 26. April 1963 gefeiert werden. Ein Tag zuvor waren die drei Glocken in den Turm gehievt worden und kündigten durch ihre Geläute die Richtfeier an.

Bad Segeberg (pz). Als am Mittwoch, 4. März 1964, der Kirchenneubau in der Bad Segeberger Südstadt geweiht wurde, hieß sie noch Evangelische Kirche der Südstadt. Doch schon bald wurde aus dem sperrigen Namen Südstadtkirche.

„Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen, dann muss die Kirche zu den Menschen kommen“. Unter diesem Leitspruch hatte der Segeberger Kirchenvorstand am 7. Dezember 1961 beschlossen, in der Südstadt eine Kirche mit einem Gemeindezentrum zu bauen. Bis zu diesem Zeitpunkt stand für die rund 12.500 in Bad Segeberg lebenden Menschen nur die mitten in der Stadt stehende Marienkirche als Gotteshaus zur Verfügung. Zwischen 1950 und 1963 waren in der die Südstadt knapp 1.900 neue Wohnungen entstanden, in denen rund 5.000 Menschen lebten. Hinzu kamen etwa 1.500 Soldaten der drei Kompanien des Panzergrenadierbataillons 182, die im Dezember 1961 die Kaserne bezogen hatten.

Nach Vorplanungen war es am 19. August 1962 endlich soweit: Auf dem freien Platz zwischen der Falkenburger Straße und dem Matthias-Claudius-Weg wurde der Grundstein gelegt. Nach den Plänen des Hamburger Architekten Professor Friedhelm Grundmann (1925-2015) entstanden der profilierte Bau mit dem Glockenturm und der mit vier Faltdächern überdeckte Kirchenraum. Dazu ein Gemeindezentrum und ein Kindergarten mit 70 Plätzen. Das Richtfest konnte am 26. April 1963 gefeiert werden. Die drei Glocken waren am Tage zuvor in den Turm gehievt worden und läuteten jetzt zur Probe, um damit den Bewohnern der Südstadt zu verkünden, dass die neue Kirche gerichtet wird.

Nach nur eineinhalb Jahren war das neue Gotteshaus in der Südstadt mit seinen Inneneinrichtungen fertiggestellt. Sie hat 250 Plätze und im Gemeindesaal stehen noch weitere 200 zur Verfügung. Bei Schneetreiben fand am 4. März 1964 die Einweihung der neuen Kirche statt. Posaunenchor vor der Kirche, Orgelspiel in der Kirche und dann der feierliche Einzug des Kirchenvorstandes und der Pastoren ins Gotteshaus. Am Schluss des Zuges Landespropst Hasselmann und der Bad Segeberger Propst Jaeger. Nach der Weihe der Kirche durch den Landespropst unter Assistenz von Pastor Heidrich und Militärpfarrer Fäller läuteten die Glocken zum ersten Mal zum Gottesdienst. Nach einem Grußwort von Propst Jaeger, predigten Pastor Otto Heidrich zum ersten Mal zu „seiner“ Gemeinde.

Jetzt hatten 4.600 Protestanten der Segeberger Südstadt ihre eigene Kirche mit angeschlossenem Gemeindezentrum. Zugleich wurde dieses Gotteshaus Garnisonkirche für die rund 1.500 in Bad Segeberg stationierten Soldaten. Etwa 1,5 Millionen Mark zahlte die Segeberger Kirchengemeinde für die Südstadtkirche, wie sie bald genannt wurde. Doch zum Glück steuerten erhebliche Mittel das Bundesverteidigungsministerium, das Landeskirchenamt, der Kreis, die Stadt und der Kinderpflegeverband dazu.

1989 bestand die Südstadtkirche mit ihrem Gemeindezentrum bereits ein Vierteljahrhundert. Der Kirchenvorstand sah das als Anlass, der Kirche endlich einen Namen zu geben. Geeinigt hatte sie auf den Namen Versöhnerkirche. Passend dazu schuf der 1949 in Mölln geborene Künstler Ulrich Lindow das heute noch vor der Kirche stehende steinerne Versöhnerkreuz. Die Feierlichkeit begann am Sonnabend, 4. März 1989, im Gemeindesaal. Der emeritierte Pastor Otto Heidrich referierte vor fast 110 Personen über die Geschichte der Kirche und hatte zusammen mit seiner Frau im Foyer eine Ausstellung vorbereitet. Im Rahmen des Festgottesdienstes am Sonntag, 5. März 1989, enthüllte Pastor Pommerening zusammen mit Gundolf Strache, den 1. Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, eine Tafel mit den Schriftzug Versöhnerkirche und den sich darauf beziehenden Bibelspruch. Diese Tafel hängt heute noch im Eingang der Kirche unter dem Glockenturm. Propst Hans-Peter Martensen hielt die anschließende Festpredigt in der überfüllten Kirche. Nach dem Festgottesdienst gab es im großen Gemeindesaal einen Empfang.

Heute findet an jedem ersten Sonntag im Monat in der Versöhnerkirche ein Sonntagsgottesdienst statt. Dafür wird der große Gemeindesaal als Treffpunkt der Südstadtbewohner für vielfältige Veranstaltung viel genutzt.


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