Bad Segeberg (ohe). Dr. Mohamed Sad Chaar hat Zeit für einen Kaffee. ‚„Heute ist es ruhig“, sagt der Zahnarzt. Mit dem Zahnmobil des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) ist er mit seinen Kolleginnen Marleen Petereit, Elvira Högele und Kaja Petersen unterwegs durch Schleswig.-Holstein. Bei einem früheren Stopp in Bad Segeberg standen die Patienten Schlange. Die Zahnkliniken des (UKSH) haben in Kooperation mit der Diakonie Altholstein ein Zahnmobil eingerichtet. Seit Januar ist es in Schleswig-Holstein unterwegs. Jeden vierten Donnerstag im Monat macht die mobile Zahnarztpraxis Halt in Bad Segeberg. Auf dem Platz vor dem Speicher Lüken steht das Mobil dann von 10 bis 14.30 Uhr. Die Diakonie Altholstein betreibt im Haus davor in der Lübecker Straße die Wohnungsnothilfe.
Das Zahnmobil bietet Menschen ohne festen Wohnsitz zahnmedizinische Akutversorgung und Beratung. Kommen dürfen alle. Das Zahnärzteteam kontrolliert keine Ausweise und verlangt keine Versicherungskarte. „Mit dem Zahnmobil möchten wir zusammen mit der Diakonie die zahnmedizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern, die den Weg in die Zahnarztpraxis beziehungsweise die Zahnklinik nicht oder nicht mehr alleine schaffen“, sagte Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des UKSH, Campus Kiel, der das Projekt maßgeblich initiiert hat. ,,Obdachlose und ältere hilfebedürftige Menschen leiden häufig unter mangelhafter zahnmedizinischer Versorgung, die einen wesentlichen Einfluss auf den gesundheitlichen Allgemeinzustand hat. Angst, Unsicherheit, Scham und physische und psychische Konstitution stellen für sie eine Hürde dar, reguläre Arztpraxen aufzusuchen. Auch von Armut betroffene Menschen haben häufig keinen ausreichenden Zugang zur Gesundheitsprävention.“
,,Die Gründe, warum die Zielgruppe unseres Zahnmobils nicht die regulären Praxen nutzt, sind vielschichtig. Diese Menschen sind häufig damit beschäftigt, ihren Lebensalltag zu meistern, der durch vielfache Herausforderungen geprägt ist. Schon einfache Zahnschmerzen können dabei das Wohlbefinden stark negativ beeinträchtigen. Deshalb freuen wir uns, gerade dieser vulnerablen Zielgruppe den Zugang zu einer Akutversorgung niedrigschwellig zu ermöglichen“, sagte Gesa Kitschke, Geschäftsführerin der Diakonie Altholstein.
Für das Projekt wurde das Innere eines Krankentransportwagens zu einem vollausgestatteten zahnmedizinischen Behandlungsraum umgebaut und eingerichtet, unter anderem mit einem Röntgengerät, einem Behandlungsstuhl und allen gängigen zahnärztlichen Instrumentarien. Seit Mitte Januar fährt das Zahnmobil an derzeit drei Wochentagen - nach Ende der Pilotphase an vier Tagen - verschiedene Orte in Schleswig-Holstein an, unter anderem Rendsburg, Kiel, Husum, Bad Segeberg und Neumünster. Die Zahnärztin oder den Zahnarzt für die jeweilige Tour stellen im Wechsel die vier UKSH-Zahnkliniken: die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, die Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, die Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Propädeutik und Werkstoffkunde und die Klinik für Kieferorthopädie.
Die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein hat die Anschaffung des Zahnmobils mit 20.000 Euro unterstützt. Den Einbau der Röntgeneinheit finanzierte die Förderstiftung des UKSH mit 19.000 Euro. Das UKSH stellt das Fachpersonal, die Diakonie Altholstein den Fahrer.
In Bad Segeberg stoppt das Zahnmobil wieder am Donnerstag, 28. März, von 10 bis 14.30 Uhr.